Dessau-Süd 11.09.2011 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 18:10 Uhr MESZ. Meldung eines Tornados in der Presse. Dazu aus einer Meldung der Mitteldeutschen Zeitung vom 12.09.2011: "Solaranlage fliegt 100 Meter - Die etwa 400 Quadratmeter große Dachfläche des Sanitär- und Umkleidetraktes von Blau-Weiß Dessau sind von einer Windhose zerstört worden. Das Dach war erst 1996 saniert worden. [...] Eine Windhose hatte das Vereinsgelände an der Kreuzbergstraße während des schweren Unwetters am Sonntag in Dessau mit voller Wucht getroffen - Bäume entwurzelt, Schilder umgeknickt, die Auswechselbänke am benachbarten Fußballplatz zerstört - und das 400 Quadratmeter große Dach des Sanitärtraktes abgedeckt. "Ein Anwohnerin hat es beobachtet. Die Windhose hat das Dach regelrecht angehoben und wieder fallen lassen. Die Solaranlage wurde dabei abgerissen, wir haben Teile davon 100 Meter weit entfernt gefunden. Vier zusammen geschlossene Kleinfeld-Fußballtore haben wir nach 80 Metern gefunden", versucht Jaesche, der Geschäftsführer des 900 Mitglieder zählenden Vereins, zu beschreiben, was sich am Sonntagabend auf dem Vereinsgelände abgespielt hat. Die Windhose hat ich mit brutaler Gewalt an der Kreuzbergstraße ausgetobt. Schilder wurden eingedrückt, die Masten der Ballnetzanlage umgeknickt, ein Fahrrad wirbelte durch die Luft, die Frontseite der benachbarten Tennishalle ebenfalls zerstört, Zäune umgerissen, zwei Bäume sind umgekippt."

Der Bericht von Jens Fricke: Die Bilder 1 bis 15 wurden von der Straße "Am Hang" in Richtung Muldenaue, also in Nord- bis Ostrichtung von drei verschiedenen Fotostandorten in dieser Straße aufgenommen. Bild 16 wurde in südöstlicher Richtung aufgenommen. Bild 17 zeigt einige mitten im Bestand zerstörte Bäume in unmittelbarer Nähe der im Zeitungsbericht erwähnten Sporthalle in der Kreuzbergstraße (Sporthalle am linken Bildrand, wo der gelbe Transporter davor steht), Aufnahmeort: Heinz-Steyer Ring in östliche Richtung, Bild 18 zeigt einen abgebrochenen Ast direkt vor der Kreuzbergsporthalle. Er hängt seltsamer Weise in Richtung West vom Baum herab.

Erwähnen möchte ich noch zwei Auffälligkeiten:
1. Es war eine sehr deutliche südliche Abgrenzung der Vegetationsschäden zu erkennen. Nur ca. 50 Meter südlich des ersten Fotostandortes am südlichen Beginn der Straße "Am Hang" befanden sich stark belaubte Bäume, die keinerlei sichtbare Schäden zeigten. Setzt man die ungefähre Unwetterzugrichtung gem. Radar an, kann man durchaus eine gedachte Linie von Scheuder über Libbesdorf und Dessau Haideburg (wo ich auch Schäden beobachten konnte) ziehen. Den Rosefeld-Tornado in diesem Zusammenhang würde ich ausschließen, weil zu weit nördlich. Für mich sind das zwei getrennte Ereignisse.
2. Hagelschäden vergleichbar mit denen in meinem Heimatort konnte ich in Dessau-Süd nicht entdecken. Baumschäden finden sich teils mitten zwischen der Bebauung und selten großflächig. Meist betrifft es dort eng begrenzte Gebiete oder Einzelbäume. Ein Anwohner erzählte mir, dass im Wald hinter der benannten Straße "Am Hang" Richtung ONO im Wald noch sehr große Schäden aufgetreten seien, was der Zugrichtung gem. Radar ziemlich genau entsprechen würde. Diese konnte ich mangels Zugänglichkeit leider noch nicht beurteilen.

Ich habe in der Zwischenzeit noch etwas recherchiert und mit weiteren Dessauern gesprochen. Dazu habe ich die Presseberichte mit der genauen Nennung der Örtlichkeiten für die stärksten Schäden ausgewertet und bin mir fast sicher, dass es sich um insgesamt 3 besondere, aber getrennt aufgetretene Windereignisse handelt. Das in Rosefeld ist ein Tornado, soviel steht ja inzwischen fest. In Dessau-Süd scheint es zwei Schneisen zu geben, die in etwa parallel zur Zugrichtung des Rosefeld-Tornados, also in ONO-Richtung, aber südöstlicher verlaufen.
Die Aussage des Forstmannes: "Er kam von Westen, raste durch die Mosigkauer Heide, am Jagdschloss vorbei, durch Haideburg und Törten in Richtung Mulde und Oranienbaumer Heide" ist aus meiner Sicht nur dem südlichsten Ereignis zuzuordnen. Die Sporthalle an der Kreuzbergstraße ist viel weiter nördlich und somit vielleicht durch einen weiteren Tornado (?) getroffen worden. Aber auch hier müsste, falls es einer war, nur ein punktueller Bodenkontakt stattgefunden haben, denn die Schadensschneisen sind nicht durchgängig. Am Jagdschloss im Süden soll es eine Schneise mit stark beschädigten Bäumen im Wald geben, gut sichtbar von der Straße.
Was mir aufgefallen ist: Auf diesem bekannten Video des Rosefeld-Tornados http://www.youtube.com/watch?v=Q9Q80PKAtUs ist ab etwa 0:55 Min. eine zweite, aufwärtsgerichtete Staubfahne zu erkennen, ab 1:05 entwickeln sich weitere. Es ist denkbar, dass diese Fahnen weitere Tornadostrukturen hinter dem Rosefelder, also eventuell in Dessau zeigen. Die Blickrichtung passt ganz gut.
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© by Jens Fricke


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