Gießen 22.07.2017 von
Thomas Sävert
Tornadoverdacht am Samstag 22. Juli 2017 über dem Gießener Becken

Selten hat man wohl das Glück im Bereich des eigenen Wohnortes Zeuge einer tornadoverdächtigen Trichterwolke zu werden. Während einer markanten Gewitterlage an diesem Samstag Nachmittag, wanderten wiederholt Gewitterzellen zunächst vornehmlich südlich des Gießener Beckens aus dem Raum Wetzlar kommend von WSW nach ESE. Im Verlaufe bildeten sich an der recht scharf abgegrenzten und sehr dunklen Wolkenbasis immer wieder Wolkenfetzen ( pannus ) die bereits leichte Wirbelbewegung erkennen ließen.
Für mich Anlass dazu, schnell mit dem Fahrrad ins nahe Feld zu fahren. Zu diesem Zeitpunkt bestand noch keine Blitzschlag-Gefahr, da sich die Gewitterzelle rasch nach Osten verlagerte und sich vom Beobachterstandort entfernte. Das war so gegen 15:30 Uhr MESZ. Um 15:34 Uhr entstand in Richtung SSE urplötzlich ein Wolkenrüssel, der tief eintauchte. Ich konnte allerdings aufgrund des nicht ganz so günstigen Standortes - Bäume verdeckten teilweise die Sicht - erkennen, ob vorübergehend sogar Bodenkontakt bestand. Aufgrund des weit hinabreichenden Rüssels und unter Anbetracht der Tatsache, das der auskondensierte Schlauch nicht zwangsläufig bis runter reichen muss, wäre das nicht auszuschließen.
Die Erscheinung dauerte gut drei Minuten. Um 15:37 Uhr löste sich der Wolkenschlauch wieder auf, während sich gleichzeitig nochmals eine markante Wolkenabsenkung herausbildete.
Auffallend in Bild Nr. 2 ist ein Fractus der ringförmig den Wolkenrüssel umschließt. Er unterstreicht ganz sicher die Rotation, die sich auch vom Beobachterstandort - es war in der Heuchelheimer Oberwiese - eindeutig erkennen lies. Die genaue Lokalisation des Schlauches würde ich in etwa zwischen der Lahnaue bei Gießen und der Gießener Weststadt vermuten. Etwa in der selben Region wo sich auch am 7. Juli 2012 ein nachgewiesener Tornadoschlauch bildete und hier für ein paar Schäden sorgte.

Nach den Aufnahmen hieß es für mich: Nix wie weg von hier; denn aus dem Raum Wetzlar hielt eine weitere, nun heftigere Gewitterzelle, Kurs auf das Gießener Becken. In ihr kam es im Verlaufe zu einzelnen Erdblitzen. Die Gewitterzelle mit einer ausgeprägten Wallcloud im SW zog sehr schnell heran und zuhause konnte ich vom Garten aus noch schnell einige Fotos machen. Auf einem der Bilder ist rechts ein weiterer Funnel zu sehen. Er löste sich aber nach knapp einer Minute rasch auf. Zeitpunkt: 15:13 MESZ.
Das Gewitter brachte einige Nahblitze und einen kurzen heftigen Regenschauer mit kleinkörnigem Hagel.

Steinmueller Friedel

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© by Friedel Steinmueller


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