Trier 20.08.1845 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 26.08.1845: "Trier, 20. August. Wenig hat gefehlt, und es wäre gestern unsere Stadt wahrscheinlich ein einziger Trümmerhaufen geworden. Eine furchtbare Windhose zog sich gestern Nachmittag gegen 1/2 5 uhr von jenseits der Mosel oberhalb Schloß Monaise herüber und bald hörten wir ein furchtbares Getöse und Geprassel wie von in Flammen aufgehenden Häusern und in geringer Entfernung oberhalb Trier sahen wir die Luft mit Laub, auffliegenden Brettern und fliegenden Tüchern angefüllt. Die drohenden Wolke, durch das Wasser der Mosel angezogen, zog sich, von fernwährenden Wirbeln gedreht, über die Vorstädte St. Mattheis und Heiligkreuz über die Bergeshügel auf dem rechten Moselufer, überall die größten Verheerungen anrichtend. Die auf den Fluren noch zurückgebliebenen Korngarben wurden in der Luft umher und darauf größtentheils in die Mosel geschleudert, der größte Theil der Häuser von St. Mattheis und einige von Heiligkreuz wurden ihrer Dächer beraubt, Fenster zersplittert und die Thüren aus den Angeln gehoben, innerhalb der Häuser die größte Zerstörung angerichtet, Pappeln, Obstbäume und Nußbäume entwurzelt oder in der Mitte abgebrochen und auf große Entfernungen fortgeschleudert, der Thurm des neuerbauten Kirchleins auf dem sg. Franze-Küppchen (Wall des Franz von Sickingen) wurde wie ein Hut vom Winde mitgenommen, Obstbäume sah man in senkrechter Richtung auf 40 bis 50 Fuß Entfernung vom Wirbelwinde fortgetragen werden und im eigentlichen Sinn des Wortes auf dem Boden umhertanzen, Wagen und andere Gerätschaften ohne alle Spur zerstreut. Der ganze Flur von St. Mattheis und Heiligkreuz bietet das Bild der größten Zerstörung dar. Man denke sich die Empfindungen und den Schrecken der Einwohner, welche plötzlich unter dem furchtbaren Geprassel und dem Toben der Wirbelwinde die Dächer ihrer Häuser über sich einstürzen sahen und hörten, man denke sich das Hülferufen und das Angstgeschrei von allen Seiten und man wird begreifen können, daß die Leute das Ende der Welt herangenaht glauben. Alle, welche die Zerstörung an den Häusern und den Fluren gesehen, stimmen überein, sie gehe über alle Schilderung. Dem Postwagen konnte erst nach langer Anstrengung durch die barrikadenmäßig über einander gelagerten Baumstämme und Dachtrümmer ein Weg gebahnt werden. Es ist daher ein wahres Wunder zu nennen, daß bei dieser fürchterlicher Zerstörungswuth der Elemente und dem erfolgten Einstürzen der Dächer und Bäume kein Menschenleben verloren ging; nur ein Schiffer, der sich um diese Zeit mit seinem Kahne auf dem Strome befand, soll in einem durch die Windhose gebildeten Abgrund umgeschlagen und spurlos verschwunden seyn. Vorzüglich beklagenswerth ist noch, daß den Einwohnern von St. Mattheis das schon auf den Speichern sich befindende Getreide und die zum Trocknen daselbst aufgehangene Wasche von dem Wirbel fortgerissen und verloren gegangen ist. Aber unsere Stadt blieb von der drohenden Wolke verschont; sie wandte sich von St. Mattheis rechts über die Berge: wenn nicht, so hätten hier die Folgen der zerstörenden Elemente und der Verlust an Menschenleben gar nicht bestimmt werden können. Gestern, nachdem der Sturm zum Theil nachgelassen, und heute besonders strömt Alles aus der Stadt nach dem Orte der großen Verwüstung hin, wo die Leute alle Kräfte aufbieten, um so bald als möglich ihre Häuser vor dem stets drohendem Regen wieder zu schützen und wohnlich zu machen. Der Schaden ist in seiner annähernden Größe noch nicht bestimmt und es wäre gewiß sehr wünschenswerth, daß den unglücklichen Einwohnern der beiden Vorstädte, denen ihre durch die Wuth der Elemente verloren gegangene Habe in keiner deßfallsigen (?) Anstalt assekuriert war, durch freiwillige Unterstützungen des unermüdlichen Wohltätigkeitssinnes unseer Provinz wieder aufgeholfen werde. Noch weiß man nicht, bis wie weit die drohende Wolke auf ihrem Hinzuge die Zerstörung fortgesetzt hat." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

"Windhose bei Trier. Am 19. August l815, gegen halb fünf Uhr Nachmittags, zog eine furchtbare Windhose vom jenseitigen Mosel-Ufer, oberhalb Schloß Monaise, herüber. Bald vernahm man gewaltiges Tosen und Prasseln, wie von in Flammen aufgehenden Häusern, und in geringer Entfernung von Trier erschien die Luft mit Laub, mit emporgeschleuderten Brettern und mit fliegenden Tüchern erfüllt. Die drohende Wolke, durch das Wasser der Mosel angezogen, wendete sich, von fortwährenden Wirbeln gedreht, über die Vorstädte St. Mattheis und Heiligkreuz, über die Hügel am rechten Flußufer und richtete aller Orten die größten Verheerungen an. Die, auf den Fluren noch zurückgebliebenen, Korn-Garben trieb der Wind in der Luft umher und meist fielen sie in die Mosel; der größte Theil der Häuser von St. Mattheis und einige von Heiligkreuz büßten ihre Dächer ein; Fenster wurden zersplittert, die Thüren aus den Angeln gehoben, Bäume entwurzelt, oder in der Mitte abgebrochen und auf weite Entfernung geschleudert, während andere im strengen Wortsinn auf dem Boden umher tanzten. Den Thurm einer neu erbauten kleinen Kirche nahm der Sturm, einem Hute gleich, mit sich fort. Die ganze nahe Gegend war ein Bild größter Zerstörung. Als Wunder ist es anzusehen, daß man nur von einem Menschen hörte, der das Leben eingebüßt: ein Schiffer, welcher mit seinem Kahne sich auf dem Flusse befand, verschwand spurlos." (Quelle: Karl Cäsar von Leonhard, Taschenbuch für Freunde der Geologie in allgemein fasslicher Weise, 1846; recherchiert bei Google Books)



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