Aachen bis Jülich 26.07.1902 von
Thomas Sävert
Schäden gab es u.a. im Von-Halfern-Park im Südwesten Aachens, nahe der heutigen Bundesstraße 264: "1902 fegt ein heftiger Wirbelsturm über das Gut hinweg und richtet erheblichen Schaden im Park und im Wald an. Wochenlang war die Lütticher Straße von umgestürzten Bäumen versperrt. Sechs Wochen lang haben die Aufräumarbeiten gedauert und wieder hat das Pferd "Tante" gute Dienste geleistet." (Quelle: Waldorfkindergarten Aachen)

"1902, - die Bäume waren gerade mal dreißig Jahre alt, - fegte ein großes Unwetter über Aachen hinweg. Der Wirbelsturm knickte mehrere hundert Bäume um und lichtete den Park beachtlich. Dies hielt man zuerst für ein großes Unglück. Jedoch stellte sich heraus, dass die fehlenden Bäume überhaupt erst die Wandelfläche eines Parks möglich machten. Jetzt erst konnte man lustwandeln, herumtollen und rodeln. Vorher war das durch die vielen Bäume gar nicht möglich. So trug der verheerende Sturm sein Scherflein zur Entstehung des Parks bei." (Quelle: Ökologie-Zentrum Aachen e.V.)

Aus einer Meldung der Coburger Zeitung vom 29.07.1902 zu einem schweren Unwetter im Rheinland mit Sturm und Hagel: "Besonders hat das Unwetter in Jülich und dem umliegenden Gebiet zahlreiche Fabrikschornsteine umgeworfen. Außerdem ist das Portierhaus einer Fabrik eingestürzt, wobei der Portier und ein anderer Bediensteter getötet wurden. In Kirchberg wurden mehrere Personen verletzt. Ein 25 Meter hoher Wasserturm in der Nähe von Jülich wurde umgelegt, wobei ein darauf beschäftiger Arbeiter mit in die Tiefe stürzte, jedoch nur unerhebliche Verletzungen davontrug. Bei einer anderen Fabrik stürzte der Fabrikschornstein auf das Kesselhaus, welches niederbrannte. An dem Gebäude einer Kunstseidefabrik in Jülich wurde bedeutender Schaden angerichtet. Auch in Jülich wurden zahlreiche Personen verletzt. In Eschweiler ist das Fabrikgebäude einer Gerbereifirma gänzlich zusammengestürzt. Eine große Zahl von Arbeitern, welche gerade dort anwesend waren, um ihren Lohn zu empfangen, konnten sich noch rechtzeitig ins Freie retten, wo sie sich zu Boden warfen, um nicht vom Sturm umgerissen zu werden. [...] In der Stadt Aachen und in der Umgegend wütete der Orkan mit größter Heftigkeit, stürzte Schornsteine und Dächer ab. Mehrere Personen wurden durch herabfallende Ziegel verletzt. Beim Beginn des Sturmes wurden in Aachen erdbebenartige Erscheinungen verspürt. Das Unwetter bewegte sich in der Richtung von der belgischen Grenze nach Köln zu. Bei Stollberg wurden mehrere Personen unter den Trümmern eines einstürzenden Portals begraben und zum Teil schwer verletzt. In dem Weisweiler und Hambacher Wald bei Jülich wurden hunderte von Bäumen entwurzelt. Die 500jährige Linde in Eilendorf wurde vernichtet. Die Telephon- und Telegraphenverbindungen wurden auf verschiedenen Strecken unterbrochen. Auch in Bergheim wurden große Verwüstungen angerichtet. Der durch den Hagelschlag an den Feldfrüchten angerichtete Schaden läßt sich jetzt noch nicht übersehen."

Weiter aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 30.07.1902: "Ueber das Unwetter in der Rheinprovinz wird noch gemeldet: In Aachen wurden ach einem Wirbelsturm Erdbebenerscheinungen beobachtet. Die Verwüstungen sind schrecklich. In Aachen selbst wurden Bäume entwurzelt und geknickt, Dächer schwer beschädigt, große Spiegelscheiben durch den Druck des Windes aus den Rahmen geschleudert, Telephonleitungen zerstört, so daß am Sonntag an deren Wiederherstellung gearbeitet werden mußte; mehrere schwere Wellblechdächer des Aachener Hütten-Aktienvereins Rothe Erde wurden weggetragen, ein 30 Meter hoher Fabrikschornstein der Aachener Thonwerke, Akt.-Ges. zu Forst wurde vom Blitz gespalten, die Steine wurden bis zu 200 Meter von der Stelle geschleudert. Die Leitungsdrähte der Straßenbahn wurden auf den Außenlinien an mehreren Stellen durch niederfallende Baumstämme zerrissen, so daß der Außenbetrieb dort ruhen mußte. Laut Volksfreund ist auch ein Theil Belgiens von dem Unwetter heimgesucht, und war das Zentrum des Tornados im Jülicher Land und bei Düren. In Stolberg wurde ein Arbeiter, welcher hinter einem Schuppen Schutz suchte, von den Trümmern desselben begraben und so schwer verletzt, daß er auf dem Wege zum Spital verstarb." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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