Solingen 14.08.1906 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Zeitpunkt: ca. 15:30 bis 16:00 Uhr MEZ. Durch diesen heftigen Tornado kam im Bereich Solingen - Remscheid und umliegenden Gemeinden ein Mensch ums Leben und etwa 25 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Zahlreiche Häuser stürzten ein oder wurden teilweise fortbewegt. Ein ganzer Baum (Buche mit fast einem Meter Durchmesser) fand sich nach Zeitungsberichten etwa 100 Meter vom Ursprungsort entfernt wieder. Der Tornado kam aus Südwesten und traf auf einer mindestens 15 Kilometer langen Bahn die Orte Opladen, Quettingen, Oberbüscherhof, Balkhausen, Scharfhausen, Schaberg, Dorperhof und Müngsten. Allein in Dorperhof stürzten 10 Häuser ein, ein Stallgebäude wurde von dem Sturm über 150 Meter fortgetragen und fiel dann zur Erde.

Ausführlicher Fotobericht im Solinger Tageblatt (damals: Solinger Kreis-Intelligenzblatt, zu finden auf der Seite von Michael Tettinger)

Aus einer Meldung der Coburger Zeitung vom 16.08.1906: "Solingen, 14. Aug. In der Umgegend wütet ein folgenschweres Unwetter. Viele Häuser stürzen ein. Zwei Menschen wurden schwer, viele andere leicht verletzt. In Dorperhof (Anm.: heute im Südosten Solingens an der Burger Landstraße) wurde ein 13jähriger Knabe tot unter Häusertrümmern hervorgezogen." (recherchiert über die Bayerische Landesbibliothek)

Weitere Meldungen der Coburger Zeitung vom 16.08.1906: "Solingen, 14. Aug. In Dorperhof riß ein Sturm eine Anzahl Häuser nieder, tötete und verwundete mehrere Personen." und "Köln a. Rh., 15. Aug. Gestern nachmittag und gestern abend gingen im ganzen Rheinlande schwere Gewitter nieder."

Weitere Meldungen der Coburger Zeitung vom 17.08.1906: "Solingen, 15. Aug. Bei dem Unwetter am gestrigen Tage wurden 70 Häuser zerstört. Verletzt wurden 22 Personen, darunter drei schwer und eine tödlich. Die kleine Ortschaft Muengsten ist samt dem Bahnhof vollständig zerstört worden. Eine alte Tannenallee in Morsdorf wurde völlig niedergerissen. Die Ortschaft Scharfhausen wurde durch das Unwetter ebenfalls schwer mitgenommen. Mehrere Häuser liegen in Trümmern. 5 Personen, die in einer Schleiferei arbeiteten, wurden teils schwer, teils leicht verletzt. In Remscheid sind mehrere Fabrikschornsteine eingestürzt." und "Zu dem Unwetter, das über den Niederrhein niederging, wird aus Köln noch gemeldet: Der Sturm hat ungemein großen Schaden angerichtet. In Opladen sowohl als in den Nachbarorten verursachte eine Windhose große Verwüstungen an den Gebäuden. Zahlreiche, niedriger gelegene Häuser stürzten ein. Hohe Kamine wurden wie Streichhölzer geknickt. An der neu erbauten Haupteisenbahnwerkstätte hat die Windhose großen Schaden verursacht.Am schrecklichsten hauste das Unwetterin dem Orte Dorpenhof, wo sämtliche Häuser abgedeckt wurden und fast alle teilweise einstürzten. Durch den plötzlichen Einsturz wurden zahlreiche Personen verletzt. Augenzeugen erklären, daß in dieser Ortschaft fast kein Stein auf dem anderen geblieben sei. Unter der Bevölkerung herrscht große Not. Die Familien sind vorläufig in benachbarten öffentlichen Anstalten und Krankenhäusern untergebracht."

Weiter aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 16.08.1906: "Solingen, 14. August. Ein schweres Unwetter ist heute nachmittag über Solingen und Umgebung niedergegangen und hat namentlich in den südlichen Stadtteil mehrfachen Schaden angerichtet. In Schaberg stürzte infolge des heftigen Sturmes das Stationsgebäude ein, wobei mehrere Personen durch Glassplitter verletzt wurden. In einem anderen Orte wurde ein 13jähriger Knabe unter den Trümmern eines einstürzenden Hauses begraben und getötet, ein anderer schwer verletzt. In Müngsten wurden die meisten Anlagen stark beschädigt. Auch aus anderen Orten sind Meldungen eingelaufen, daß Häuser zusammenstürzten und Bäume entwurzelt wurden. Mehrere Personen wurden dabei getötet und verwundet." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Weiter aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 17.08.1906: "Unwetter. Ueber den Orkan in Wuppertal meldet die Köln. Volksztg. folgendes: Zu Balkhausen wurden die Wohnhäuser der Kottenschleifer und die Schleifkotten an der Wupper förmlich emporgehoben und umgeworfen. In Doperhof, einer Ortschaft von 50 Häusern, sind sämtliche Häuser entweder abgedeckt oder umgeworfen worden; bei etwa zehn Häusern blieb kein Stein auf dem anderen. In Remscheid traf der Blitz eine Teerfabrik, die in Flammen steht. - Bei dem Unwetter, das das Bergische Land heimgesucht hat, sind insgesamt 70 Häuser im Stadtkreise Solingen zerstört oder stark beschädigt worden. Der Eingang nach dem Orsbachtal mit seiner 400jährigen Tannenallee bildet ein schauriges Bild. Alles ist vernichtet. Die großen Tannen, die einen Umfang von mehreren Metern haben, wurden sämtlich niedergerissen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Müngsten 1
Bildquelle: Sammlung Thomas Sävert
Solingen 1
Bildquelle: Sammlung M. Deutsch (Leipzig/ Erfurt)
Weitere Links:
Talsperre bis Dorperhof (Bilder von Solingen, ganz unten)

Fotos aus der Zeit vor dem Tornado:
Müngsten an der Wupper (ganz unten die Tannenallee)



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