Düsseldorf am 08.06.1924 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Zeitpunkt: nach 13:00 Uhr MEZ. Betroffen war der Düsseldorfer Süden von Flehe über Volmerswerth, den südlichen Friedhof bis nach Unterbilk. Die Haube des 105 Meter hohen Turmes der Martinskirche stürzte auf benachbarte Häuser. Dabei kamen ein Mann und ein Kind ums Leben. Auch sonst entstanden erhebliche Schäden an Dächern und an Bäumen. Dazu ein Bericht aus dem "Korrespondenzblatt des Kreises Eupen": "Am Pfingstsonntag hat eine Windhose, deren Zug und Wirkung an den Kölner Tornado vom Jahre 1898 erinnerte, im südlichen Teil des Stadtbezirkes Düsseldorf ungeheure Verwüstungen angerichtet. Nach ungewöhnlich schwülen Vormittagsstunden zog nach 13h00 im Süden der Stadt über den Rhein durch die Bezirke Flehe und Volmerswerth ein schweres Unwetter heran. Tiefes Dunkel senkte sich über die Stadt. Unter schwerem Hagelschlag fegte ein verheerender Wirbelwind über Flehe, Volmerswerth, den südlichen Friedhof bis Unterbilk und die Anlagen des Schwanenteichs am Ständehaus. Der Wind fing sich in dem 105 Meter hohen Turm der Martinskirche in Unterbilk, drehte wie ein Korkenzieher die Riesenhaube dieses Turms und warf sie auf die Straße und die benachbarten Häuser. In einem Haus durchschlugen die Trümmer das Dach, auch das ganze obere Stockwerk wurde bloßgelegt. Ein dort wohnender Arbeiter wurde getötet und ein Kind verstarb später im Krankenhaus. In dem Abschnitt, durch den der Wirbelsturm fegte, wurde noch eine Reihe von Dächern abgedeckt, Schornsteine von Fabriken wurden umgelegt und auf die übrigen Bauten geworfen, Schuppendächer über Straßen und Plätze auf Gebäude getragen, straßenweise fast alle Bäume geknickt und tausende von Fensterscheiben zertrümmert. Die Flora, eine städtische Anlage auf der Bilker Allee, ist ein einziger wüster, großer Haufen von zersplitterten Stämmen und zerrissenen Ästen. Der gesamte Schaden läßt sich noch nicht übersehen." (Quelle: Lars Lowinski, Feedback bei TorDACH)

Weiter aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 10.06.1924: "Schweres Unwetter über Düsseldorf. Sonntag nachmittag ging über Düsseldorf ein heftiges Gewitter mit großem Sturm und wolkenbruchartigem Regen nieder, das sehr schweren Schaden anrichtete. Der Turm der Martinskirche in Bilk stürzte dabei ein und der Turmhelm fiel zum Teil auf ein gegenüberliegendes Haus und beschädigte dieses stark, wobei ein Mann getötet und eine Frau sowie ein Kind verletzt wurden. Den größten Schaden richtete das Unwetter in dem südlichen Teil der Stadt an. Der Floragarten wurde durch Sturm und Hagelschlag stark verheert. Die Fährstraße war infolge herabgerissener Dächer vollkommen unpassierbar. Die Bretter eines Holzlagers wurden vom Sturm in die Luft gewirbelt und gegen die Häuser geschleudert, wodurch viele Fensterscheiben zertrümmert wurden. Zahlreiche Häusergiebel stürzten ein. Die Feuerwehr wurde in 135 Fällen zur Hilfeleistung herbeigerufen. Zumeist handelte es sich um abgehobene Dächer udn Kamine, um Deckeneinstürze sowie um herabgerissene Hochspannungsleitungen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 12.06.1924: "Das Unwetter über Düsseldorf. Am Pfingstsonntag hat, wie bereits gemeldet, eine Windhose, deren Zug und Wirkung an der Kölner Tornado erinnerte, im südlichen Teil des Stadtbezirks Düsseldorf ungeheure Verwüstungen angerichtet. Nach ungewöhnlich schwülen Vormittagsstunden zog nach 1 Uhr mittags im Süden der Stadt über den Rhein durch die Bezirke Flehe und Volmerswerth ein schweres Unwetter heran. Tiefes Dunkel senkte sich über die Stadt. Unter schwerem Hagelschlag fegte ein verheerender Wirbelwind über Flehe, Volmerswerth, den südlichen Friedhof und Unterbilk bis in die Anlagen des Schwanenteichs am Ständehaus. Der Wind fing sich in dem 105 Meter hohen Turm der Martinskirche in Unterbilk, drehte wie ein Korkzieher die Riesenhaube dieses Turms und warf sie auf die Straße und die benachbarten Häuser. In einem Haus durchschlugen die Trümmer nicht nur das Dach, auch das ganze oberste Stockwerk wurde bloßgelegt. Ein dort wohnender Arbeiter wurde getötet und ein Kind schwer verletzt. Das Kind starb nach wenigen Stunden im Krankenhaus. Wunderbarerweise kamen nicht mehr Personen auf den umliegenden Straßen und in den benachbarten Häusern durch diesen Turmeinsturz zu Schaden. In dem Abschnitt, durch den der Wirbelwind fegte, wurde noch eine Reihe Dächer abgedeckt, Schornsteine in Fabriken wurden umgelegt und auf die übrigen Bauten geworfen, Schuppendächer über Straßen und Plätze auf Gebäude getragen, straßenweise fast alle Bäume geknickt und Tausende von Fensterscheiben zertrümmert. Heute, nach 24 Stunden, lagen in der Bilker Allee noch Reste von den Hagelbergen, die das Unwetter über diesen Stadtbezirk geworfen hatte. Die von Unterbilk nach Hamm führende Straße ist in einem großen Teil durch Stämme, Aeste und Zweige vollständig gesperrt. Alle diese Straße einzäunenden schweren alten Bäume sind entwurzelt und kreuz und quer über die Straße geworfen. Sehr schwer hat auch der alte Baumbestand der schönen Anlagen um das Ständehaus am Schwanenteich und an der Haroldstraße gelitten. Dutzende von kräftigen Bäumen wurden mit der Wurzel über die Rasenflächen und Plätze gelegt. Die Flora, eine städtische Anlage an der Bilker Allee, ist ein einziger wüster, großer Haufe von zersplitterten Stämmen und zerrissenen Aesten. In den durch ihren Gemüsebau bekannten Vororten Flehe und Volmerswerth sind alle Felder verwüstet. Korn, Kartoffeln, Gemüse, alles ist in Grund und Boden geschlagen. Durch Dachschäden und Ueberschwemmungen sind nicht wenige Wohnungen in Unterbilk unbewohnbar geworden. Am Pfingstsonntagabend sah man einzelne Familien auf Handkarren die notwendigsten Habseligkeiten in eine Notunterkunft bringen. Während dieses Unwetter über den südlichen Stadtbezirk und die Windhose darin nur in einem scharf abgegrenzten Abschnitt verheerend zog, blieben andere Stadtbezirke ganz verschont. Der gewaltige Schaden, den dieses Unwetter angerichtet hat, läßt sich noch nicht übersehen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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