Düsseldorf 10.01.1936 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 13:30 Uhr MESZ. Der sehr starke Tornado zog über Neuss, Heerdt und Oberkassel hinweg, hier richtete er erhebliche Schäden an. Dabei kamen 2 Menschen ums Leben, Dutzende wurden zum Teil schwer verletzt.

Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 11.01.1936: "Schweres Unwetter in Düsseldorf Düsseldorf, 10. Jan. Düsseldorf wurde am Freitag um 13 1/2 Uhr von einem schweren Unwetter heimgesucht. Verbunden mit starkem Hagelschlag und einem gewaltigen Sturm ging ein Gewitter nieder, das in verschiedenen Stadtteilen schwere Schäden verursachte. Zahlreiche große Schaufensterscheiben wurden eingedrückt. Ein Blitzschlag fuhr in die Oberleitung der Straßenbahn, das Dach der städtischen Tonhalle wurde teilweise abgedeckt, zahlreiche Bäume wurden entwurzelt. Bei vielen Häusern wurde der Stuck abgerissen. Durch herabfallendes Gestein erlitten verschiedene Passanten Verletzungen.

Weitere Unwetterschäden Düsseldorf, 10. Jan. Besonders schweren Schaden richtete das Unwetter in der Chamottefabrik (Anm.: Chamotte = gebrannter Ton) Kopper in Oberkassel an. Eine langgestreckte Fabrikhalle wurde umgeweht. Die großen Schornsteine stürzten um und fielen auf die benachbarten Privathäuser. Nicht weniger als sechs Personen wurden schwer und sechs leicht verletzt.
Auch im Heerdter Hafen waren die Wirkungen des Wirbelsturmes verheerend. Dort stürzte ein Lokomotivschuppen ein, wobei eine Person getötet und zwei schwer verletzt wurden.
Hart an der Stadtgrenze, an der Bocholter Straße, stürzte ebenfalls eine Fabrikhalle ein. Die Zahl der Opfer betrug in diesem Falle einen Toten, fünf Schwerverletzte und eine ganze Reihe Leichtverletzter. Die Wucht der Windhose läßt sich dadurch ersehen, daß Mauern von 50 Zentimeter Dicke einfach umgeworfen wurden.
In der städtischen Tonhalle in Düsseldorf wurde das dach des großen Kaisersaals abgedeckt, von dem Sturm weggetragen und über Häuser und Gärten niedergeworfen. Hier sind glücklicherweise keine nennenswerten Unfälle hervorgerufen worden. Auch an einer ganzen Reihe anderer Häuser wurden Dächer abgedeckt." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 12.01.1936: "Das Unwetter im Rheinland Düsseldorf, 11. Januar. Der Leiter der Düsseldorfer Feuerwehr, Branddirektor Nieder, gab am Spätabend des Freitags Pressevertretern einen Gesamtüberblick über das Sturmunglück, von dem Düsseldorf und Neuß betroffen wurden.
Danach sind, wie bereits gemeldet, im ganzen zwei Tote und etwa 15 Schwerverletzte zu verzeichnen. Die Zahl der Personen, die durch herabfallende Trümmer Verletzungen davongetragen haben, ist ziemlich groß. Auch der Sachschaden, der sich bisher noch nicht annähernd abschätzen ließ, ist sehr bedeutend.
Die Windhose hatte eine Breite von etwa 150 Metern. Die Aufräumungsarbeiten an den größeren Schadensstellen setzten sich, zum Teil im Licht von Scheinwerfern, bis in die späten Abendstunden fort.

70 Stundenkilometer - Der Weg des Orkans
Der Sturm nahm nach Feststellung des Reichswetterdienstes Essen-Mülheim seinen Weg von der deutschen Grenze über Köln, Essen, Dortmund, Bad Sauerland bis zur Weser.
Das Wirbelsystem liegt über der nördlichen Nordsee. Am Freitag um 8 Uhr befand sich das Zentrum des Wirbels zwischen der Nordküste Englands und Skandinavien. In Essen-Mülheim wurde bei dem Durchgang der ersten Bö um 13 Uhr eine Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometer gemessen.
Trifft eine Kaltluftbö auf ihrem Durchzug auf größere örtliche Warmluftmassen, dann nimmt ihre Stärke und Kraft zu. Dies scheint besonders in Düsseldorf der Fall gewesen zu sein. Eine zweite Bö, die um 15 Uhr auftrat, hatte eine etwas geringere Geschwindigkeit von ungefähr 60 Stundenkilometer.
Aus dem übrigen Industriebezirk liegen bisher keine Meldungen über Unwetterschäden vor." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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