Hannover 25.08.1956 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 10:15 Uhr MEZ. Aus einer Meldung der Zeitung Neue Zeit vom 26. August 1956: "Zwei Todesopfer in Paderborn — Im Ruhrgebiet viele Verletzte -- Hannover (NZ/ADN), Ein orkanartiger Sturm, der nach bisherigen Meldungen bis zu Windstärke 11 erreichte, tobt seit Sonnabendmorgen über weiten Gebieten Westdeutschlands. In Hannover setzte gegen 10 Uhr vormittags ein Wirbelsturm ein, der Bäume entwurzelte, Dächer abdeckte, Baracken umwarf und zahlreiche Fensterscheiben zerschlug. Auf einer Straße wurde eine Frau von der Gewalt des Sturmes zusammen mit ihrem Hund in die Luft gerissen. Auch in Braunschweig richtete das Unwetter schwere Schäden an. In Paderborn forderte der orkanartige Sturm zwei Todesopfer. Er brachte einen 40 Meter hohen Schornstein einer Ziegelei zum Einstürzen. Unter den Trümmern wurden vier Arbeiter begraben, von denen zwei sofort getötet wurden.
Im Stadtgebiet von Paderborn wurden über 40 Bäume entwurzelt, und der Domplatz, auf dem der Wochenmarkt stattfand, mußte geräumt werden, weil das Kupferdach des fast 90 Meter hohen Domturmes sich unter dem ungeheuren Winddruck wölbte.
Im Ruhrgebiet erreichten die Sturmböen teilweise Windstärke 12. Die Straßen sind weithin von Aesten. geknickten Telegrafenmasten und zersplitterten Fensterscheiben übersät. Eine große Anzahl Personen ist durch stürzende Bäume verletzt worden.
Auf dem Kölner Messegelände verwüstete der Sturm ein Jugendzeltlager. Ein großer Teil der 450 Großzelte wurde in die Luft gewirbelt und weggeschleudert.
Orkanartige Stürme brausten am Sonnabend auch über Nord- und Mitteldeutschland. Es wurden Windgeschwindigkeiten bis zu 30 Metersekunden gemessen." (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin) - Aus einer Meldung des Weser-Kurier vom 27. August 1956: "In dem Stadtwald von Hannover wurde eine zwei Kilometer lange und 200 Meter breite Schneise geschlagen. Allein hier entwurzelte der Sturm über tausend alte Bäume. Der Zugverkehr hatte bis zu vier Stunden Verspätung." - Der Stadtwald in Hannover wird auch Eilenriede genannt.

Aus einer Meldung der Alkgemeinen Zeitung vom 27.08.1956: "Die Bilanz des Orkans über Hannover: 2 Tote, 83 Verletzte, eine Million DM Schaden! - Tausende von Hannoveranern besahen sich am Sonntag bei wieder verhältnismäßig schönem Wetter den ungeheuren Schaden, den der Orkan in der Landeshautpstadt angerichtet hat. Und ihre Bilanz kann das Ausmaß der Zerstörungen nur unzureichend wiedergeben. Zwei Tote, ein 68jähriger Mann aus dem Altersheim Stephansstift und ein 50jähriger Mopedfahrer, sowie 83 Verletzte sind die menschlichen Opfer. Der Sachschaden, der in fast allen Stadtteilen, in den Park- und Gartenanlagen und in der Eilenriede sowie in den Kleingartenkolonien angerichtet wurde, wird auf rund eine Million Mark geschätzt. Drei Stunden lang konnte der Straßenbahnverkehr nur mühsam aufrechterhalten werden. Ungefähr 3000 Bäume wurden entwurzelt und mindestens 80 Kraftwagen schwer beschädigt. Außer sämtlichen Einsatzfahrzeugen der Berufs- und der 10 freiwilligen Feuerwehren waren 250 Polizisten mit den Notstandszügen der Bereitschaftspolizei sowie die Katastrophenkommandos des Technischen Hilfswerkes teilweise noch am Sonntag pausenlos eingesetzt. [...]
Eilenriede: So schlimm wüteten selbst die Bomben nicht! Zwei riesige Windbrüche durchziehen den Wald. Der eine mit 200 Meter Breite und 3,5 Kilometer Länge vom Döhrener Turm bis Höhe Schlachthaus, der andere Richtung Kleefeld-Kirchrode. Es gibt keinen Abschnitt, in dem nicht mindestens zwei oder drei knorrige Baumriesen wie Streichhölzer geknickt sind. 6000 Festmeter Holz liegen am Boden. Im Tiergarten sieht es nicht viel besser aus. Zäune müssen sofort repariert werden, Tiere sind jedoch nicht verletzt. Der Garten muss drei Tage geschlossen bleiben."



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