Huntlosen 26.05.1958 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 02:30 Uhr MEZ. Aus einer Meldung der Oldenburger Nachrichten vom 28. Mai 1958: "Huntlosen-Sage. Auf 100 000 DM wird der Schaden geschätzt, den ein Unwetter am zweiten Pfingsttag in Huntlosen und Umgebung anrichtete. Zentnerschwere Dachteile wurden durch die Luft geschleudert und knorrige Eichen entwurzelt, wie wir gestern bereits kurz berichteten. Stundenlang zog von Mitternacht bis zum Morgen ein Gewitter im Landkreis dahin, das anscheinend vor der Hunte stehen blieb. Es blitzte und donnerte ununterbrochen. Gegen 2.30 Uhr blieb der Himmel in der stockdunklen Nacht plötzlich sekundenlang hell erleuchtet und nach einem gewaltigen Donnern und Krachen setzte ein orkanartiger Sturm ein, der innerhalb weniger Minuten einen gewaltigen Schaden anrichtete.

In der Gegend der modernen Huntloser Ziegelei sah es geradezu trostlos aus. Dachteile lagen bis hinter das neue Harmssche Wohnhaus verstreut, Holzlatten steckten in den Dächern oder hatten sich zum Teil tief in den Boden gebohrt. An der Nordseite der Ziegelei hatte ein Kugelblitz (Anm.: dies waren sicher Sturmschäden) 30 Meter einer neuen festen Wand aufgerissen, stabile Bodenträger geknickt und ein Trümmerfeld hinterlassen. Telefon- und elektrische Leitungen hingen überall in einem wirren Knäuel zur Erde.

Der Kugelblitz (Sturm) hatte hinter der Angriffsstelle den Kupferdraht in kleine Stücke zerfetzt. Ein Teil des Ziegeleidaches war weit aufgerissen und abgedeckt, Bäume lagen entwurzelt oder geknickt am Boden, alle Verbindungen nach Hosüne und Huntlosen waren unterbrochen worden. Der Heizer der Ziegelei, der alles miterlebte, glaubte die Hölle sei los und flüchtete vor den niederprasselnden Teilen in den Ringofen. Der Schaden an der Ziegelei wird auf rund 70 000, DM geschätzt. Der Besitzer ist trotz des Unheils froh, daß kein Feuer ausgebrochen ist. Mehrere 1000 Kubikmeter trockenes Holz hätten schnell Feuer fangen und die ganze Umgebung gefährden können.

Am Bahnhof Huntlosen stürzte eine alte Eiche nieder, unmittelbar neben eine Behelfswohnung. Am Westerburger Weg hatte der Orkan eine vor zwei Jahren errichtete Scheune, 24X7 Meter groß, erfaßt, sie hochgehoben und dann zur Erde fallen lassen, so daß sie total zertrümmert werde.

In Sannum zerrissen umstürzende Bäume Telefon- und Kraftstromleitungen, so daß Ortsteile ohne Licht waren. An der Hunte mußten Campingfreunde mitten in der Nacht ein Obdach suchen. - Auch in Sage richtete der anscheinend in Richtung Südwest abziehende Wirbelsturm großen Schaden an, eine Scheune und ein Wohnhaus wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt und Fenster zertrümmert. Der Gesamtschaden wird auf 100 000 DM geschätzt. - Auf einer Weide in Bakenhus bei Ahlhorn wurde ein einjähriger Bulle vom Blitz getötet."

Die Bildunterschrift unter Fotos der weit aufgerissenen Wand und der komplett zerstörten Scheune: "Aufgerissen wurde die Wand der Huntloser Ziegelei auf etwa 30 Meter Länge. Dachteile lagen weit verstreut umher oder hatten sich tief in den Boden gebohrt. Insgesamt wird der Schaden, der an der Ziegelei entstanden ist, auf 70 000 DM geschätzt. Wie nach einem Bombenangriff sehen die Überreste einer Scheune aus, die vom Orkan erfaßt, in die Luft geschleudert und wieder zur Erde geworfen wurde."



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