Erzgebirge 22.06.1998 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Am 22. Juni 1998 fegte dieser Tornado über das Westerzgebirge / Vogtland. Besonders betroffen war die Stadt Falkenstein. Der Tornado zog über Hammerbrücke, Jägersgrün und Tannenbergsthal Richtung Morgenröthe Rautenkranz. Es entstand Millionenschaden. Dächer wurden abgedeckt, der stillgelegte Bahnhof von Jägersgrün steht nach wie vor ohne Dach und auch die Schneise durch den Wald ist heute noch gut zu erkennen. Der Tornado hinterließ eine kilometerlange Schneise in Wäldern und in Falkenstein selbst. Nach Martin Hubrig, "Schwere lokale Stürme" (1999) schlägt der Tornado eine ca. 22 km lange und ca. 100 bis 400 m breite Schneise. Augenzeugenberichte und in den Boden gerammte Bäume belegen, dass ganze Bäume durch die Luft gewirbelt wurden. Der Tornado zog bis zur Talsperre Carlsfeld: "Im Juni 1999, während der Bauarbeiten zog eine Windhose über das Talsperrengebiet hin. Sie schlug eine schmale, scharf begrenzte Schneise in den Fichtenhochwald. Die Spuren sind noch klar erkennbar. Beim Vergleich des 1. und letzten Bildes dieser Seite ist die Verwüstung klar erkennbar. Auf dem oberen Bild, weiches etwa von 1980 stammt sieht man bei dem alten Stauwärterhaus einen vollständigen Wald. Das untere Bild vom Herbst 2000 zeigt etwa den gleichen Bereich (jetzt noch das alte und auch das neue Stauwärterhaus sichtbar), allerdings stark entwaldet." (Quelle: Carlsfeld , mein Heimatort) - weiter aus einer Meldung des Hamburger Abendblattes vom 24. Juni 1998: "Windhose im Vogtland. dpa Plauen - Die Windhose über dem Vogtland hat einen Schaden von mindestens 2,7 Millionen Mark verursacht. Nach einer ersten Schätzung des Landratsamtes Plauen (Sachsen) gab es allein an Gebäuden und Autos Schäden in Höhe von 1,7 Millionen Mark. Weit mehr als eine Million Mark Kosten seien durch umgestürzte Bäume entstanden. Bei Jägersgrün hatte der "Mini-Tornado" eine breite Schneise in den Wald geschlagen."

Aus einer Meldung der Zeitung Neues Deutschland vom 24. Juni 1998 (Jahrgang 53, Ausgabe 144), Seite 1: "Unwetter schlug Schneise - Eine Windhose mit Regen-, Hagel- und Sturmböen hat am Montag im Vogtland Schäden in Millionenhöhe angerichtet. Bei Jägersgrün schlug das Unwetter eine Schneise der Vernichtung in den Wald. Am schwersten betroffen war die Stadt Falkenstein: Dächer wurden bis zu 200 Meter weit durch die Luft gewirbelt, Bäume entwurzelt, Straßen blockiert." (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin)

Aus einem Interview der Zeitung Neues Deutschland vom 25. Juni 1998 in der Rubrik "Rathausgespräch": "Lüftchen wurde zum Tornado
Sören Voigt
Falkenstein (Vogtland)
30 Minuten lang zog am Montag eine Windhose durchs Vogtland. Der 26jährige Pressesprecher von Falkenstein, der am schwersten betroffenen Gemeinde, saß zur zeit des Sturms im Rathaus.
Ist die Stadt noch wiederzuerkennen, nachdem die Windhose durchgezogen ist?
Aber ja. Falkenstein ist schon mehrmals abgebrannt. So schlimm ist es diesmal nicht. Katastrophenschutz, Feuerwehr, Rotes Kreuz und Polizei waren sofort im Einsatz. Die Einwohner haben sehr viel geholfen und gut zusammengearbeitet. Nun geht es um die Nacharbeiten. Es sieht wieder ganz gut aus.
Welche Schäden sind denn zu beklagen?
Teilweise sind Dächer bis zu 100 Meter weit geflogen. Bäume wurden entwurzelt, Autos wurden durch herumfliegende Gegenstände beschädigt, Fensterscheiben gingen zu Bruch und Häusergiebel sind abgestürzt. Ein Mann ist von einem herunterfallenden Ast am Kopf verletzt worden. Das war aber nichts Ernstes. Eine Frau erlitt einen leichten Schock. Es ist ein Wunder, daß keine Menschen schwer verletzt wurden. Schlimm hat es unsere Waldfläche erwischt. Die liegt genau am Hang. Da ist der "Tornado" richtig draufgeknallt.
Bleibt Falkenstein auf den Kosten für die Schäden sitzen?
Jeder Fall wird mit dem Versicherer zu klären sein. Die Kosten für die Stadt indes sind noch nicht zu überblicken, weil bislang nicht alle Schäden aufgenommen werden konnten. Das beginnt beim kleinsten Baum, der umfiel, und endet bei den Ziegeln des Rathausdaches.
Der Sturm traf den Ort unvorbereitet.
Ja, Als alles vorbei war, standen die Falkensteiner fassungslos vor ihren Häusern und Autos. So etwas haben wir noch nicht erlebt. Es gab aber keine Panik, so wie in Filmen immer zu sehen ist. Vielmehr war erstaunlich, mit welcher Ruhe die Einwohner ans Aufräumen gingen. Aus dem gebiet ringsum sind Dachdeckerfirmen gekommen und haben geholfen. Die Nachbargemeinden haben Feuerwehren geschickt und Bauhof-Leistungen wurden angeboten. Unser kleiner Katastrophenstab im Rathaus koordiniert das.
Wie sah es denn aus, als die Windhose auf Falkenstein zukam?
Es wurde dunkel. Man hat ein laues Lüftchen gespürt, ja gehört, und in Sekundenschnelle war es ein richtiger Wirbelsturm. Von der Nachbargaststätte sind Stühle und Tische in die Luft geflogen. Das dauerte etwa eine Minute, und dann hat es heftig geregnet.
Fragen: Jürgen Wutschke"
(Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin)

Aus einer Meldung der Zeitung Neues Deutschland vom 31. Juli 1998: "Säge im Chaos - Mit der Motorsäge arbeitet sich dieser Tage Werner Hunger bei Tannenbergsthal im Vogtland durch einen Urwald. Das Chaos umgestürzter Bäume hatte Mitte Juni eine Windhose verursacht. In den Forstämtern Schöneck, Klingenthal und Eibenstock entstanden rund 60 000 Festmeter Bruch- und Wurfholz. Um dem Befall durch Borkenkäfer vorzubeugen, müssen die Forstleute schnell arbeiten." (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin) - Anmerkung: Der Artikel enthält ein Foto mit quer übereinander gefallenen Bäumen ("Mikado").



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