Bösingfeld 18.11.2016 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 06:45 Uhr MEZ. Aus einer Meldung des Nordlippischen Anzeigers vom 18.11.2016: "Zerstörte Dächer durch morgendliche Windhose in Extertal-Bösingfeld - Heute früh gegen viertel vor 7 hat sich beim kurzen, aber heftigen Unwetter über Teilen von Extertal-Bösingfeld eine Windhose gebildet. Leidtragende des seltenen Wetterphänomens waren die Firmen Uwe Dreier und Karl Fahrenkamp & Sohn an der Bösingfelder Bruchstraße. Viele Autofahrer haben heute früh die, am Straßenrand verteilten, Dachtrümmer noch gesehen, das ganze Ausmaß sieht man aber erst vom Hinterhof aus. Bei der Firma Dreier wurde die gesamte Dach-Rückseite des Bürogebäudes abgedeckt, die Dachteile flogen bis zu 600 Meter weit ins angrenzende Wohngebiet. Auch die Firma Fahrenkamp ist betroffen: Hier wurde ein 6-Meter-hohes Vordach auf der gesamten Länge eingeknickt, die Plane eines LKWS wurde abgerissen. Auch hier hat die Windhose die Trümmerteile auf die angrenzenden Grundstücke verteilt. Die Aufräumarbeiten sind bei beiden Firmen schon in vollem Gange, auch die Dachdecker sind bereits vor Ort. Doch die Fachmänner können nur provisorisch helfen. Nach Angaben von Uwe Dreier kann das Dach erst im Frühjahr, bei Temperaturen von + 10 Grad, wieder komplett instand gesetzt werden. Trotzdem Glück im Unglück: Es blieb bei den Dachschäden, verletzt wurde niemand."

Dazu der Bericht von Daniel Böhnke vom 22.11.: "Die Mitarbeiter der Firma Fahrenkamp haben allesamt bestätigt, dass während des Unwetters am 18.11. um ca. 06:30 Uhr die Träger vom Stachdach des Lagergebäudes sich zunächst nach oben hin bewegt haben und dann umgeknickt worden sind. Der Lagerarbeiter Frank W. hat das Ganze in voller Länge miterlebt. Er und seine Kollegen befanden sich zur Zeit des Unwetters noch draußen, gingen dann in die Halle, und haben das Aufrichten der Lagerhalle miterlebt. Außerdem waren die Schäden am Lagergebäude noch klar zu erkennen. Bei der Firma Uwe Dreier habe ich kein Glück gehabt. Jedoch konnte mir einer der Mitarbeiter direkt nebenan erzählen, dass das Dach von der Firma Dreier fast komplett abgedeckt worden ist und meterweit geflogen war. Bis auf die andere Seite flogen die Trümmerteile.
Im Ort selbst gab es ebenfalls viele Anzeichen dafür, dass eine mutmaßliche Windhose hier ordentlich geweht haben muss. Am Bahnhof Bösingfeld gibt es einige Bäume die umgeknickt worden sind. Die strammen Äste der alten Bäume hängen allesamt komplett herunter. Bei den Nadelbäumen wurde das Holz sogar gespreizt. Am Nachbargrundstück gegenüber vom Bahnhof, man konnte es heute noch sehen, wurde der gesamte Holzzaun herausgerissen. Deutliche Spreizspuren des Holzes konnten man auch an den Nadelbäumen dieses Grundstücks erkennen. Zwei Orts- und Straßenschilder wurden aus ihrer Halterung gerissen und stehen nun völlig schief an ihrem Platz. Zwei ältere Menschen, die alles miterlebt hatten, erzählten mir, dass die Windhose vom Wald her kam, dann durch das Bahnhofsgelände wütete und bis zum naheliegenden Getränkehandel weiterzog. Das konnten auch zwei Angestellte des hiesigen Busunternehmens "VBE" bestätigen. Nach Angaben der Angestellten gab es keinen Hagel. Die meist Zeit blies der Wind ziemlich kräftig. Und dann, für ungefähr ein paar Minuten, hatte der Wind offenbar ganz gewaltig an Stärke zugenommen. Der eine Mitarbeiter sagte klar aus "das war der stärkste Wind den wir hier seit langer Zeit hatten".
Im Friseursalon "Heike", direkt neben dem Bahnhof, konnte mir die Geschäftsführerin des Ladens, die Lage des Windes ganz genau beschreiben. Sie erklärte die Route ganz ähnlich wie die zwei älteren Leute. Auch sie und ihre Kollegen haben die ganze Sache mitbekommen. Die Angestellte erzählte mir dass sie so etwas schon lange nicht mehr erlebt hatte. Der Wind wütete draußen mit ernormer Geschwindigkeit umher und krachte ständig gegen die Glastür. Ganze 10 Minuten soll das ganze gedauert haben. Damit haben wir schon zwei übereinstimmende Aussagen was die Dauer anging.
Die mutmaßliche Windhose schien aber noch viel mehr angerichtet zu haben. Auf der Busfahrt von Dörentrup nach Extertal muss man durch viel Wald fahren. Überall liegen große Äste herum. Unten kurz vor der Ortschaft "Lindehofe", Vorort von Bösingfeld, liegen einige entwurzelte Bäume herum. Ihr Stamm ist ziemlich groß, da muss schon ein ordentlicher Wind am Werk gewesen sein, um so einen großen Baum zu Fall zu bringen. Überall im Extertaler Wald, rund um die Burg Sternberg, liegen die großen Baumstämme von umgefallenen Bäumen auf dem Waldboden. Alle Stämme sind wild durcheinander. Es gibt keine klare Fallrichtung, wie es bei einer Fallböe der Fall ist, sondern alle Baumstämme liegen wirklich kreuz und quer verteilt herum. Eine kleine Schneise durch den Nadelwald ist durchaus zu erkennen.
Jede Person wurde einzeln befragt und nahm Stellung zu meinen vorherigen Beobachtungen. Aus der Anzahl der verschiedenen Orte kann man mit Gewissheit sagen, dass alle Bürger frei und offen sprechen konnten. Keine Person wusste von den Antworten der anderen Bescheid. Ein Absprechen war also nicht möglich. Überzeugend ist vor allem, dass sich alle Personen darüber einig sind, woher die Windhose kam und wohin sie gezogen ist. Auch die Dauer des Phänomens ist bei jeder gefragten Person ungefähr gleich, sie sagen alle einen Zeitraum von mehr als 5 Minuten aber weniger als 15 Minuten aus.
Hagelschäden sind nirgendwo zu entdecken und auch die Anwohner haben nichts über Hagel erzählt. Dieses Zusatzphänomen zu einem Wirbelsturm können wir schon mal ausschließen. Aufgrund der Waldschäden im Extertal Wald und in Dörentruper Wald kann man von einer Geschwindigkeit 184 bis 219 km/h ausgehen. Dieses Ergebnis untersützt die Tatsache, dass die mutmaßliche Windhose die dicken Stahlträger der Lagerhallen der beiden betroffenen Firmen Fahrenkamp und Dreier nicht nur anheben konnte, sondern sie sogar meterweit schleudern konnte. Die Trümmer lagen schließlich auf der anderen Seite der Straße. Ein einzelner Mensch konnte diese schweren Trümmer unmöglich entfernen. Zudem sorgten die umliegenden Trümmer dafür, dass die Bruchstraße eine ganze Zeit lange nicht befahren werden konnte. Die Autos kamen unmöglich an diesen Trümmerstücken vorbei.
Alles in allem spricht vieles dafür, dass eine große Windhose tatsächlich im Ort Bösingfeld in Extertal am 18.11. um 06:30 Uhr gewütet hat! Es muss sich dabei mindestens um einen Tornado der Stärke F2 handeln."



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