Wünschendorf 01.05.1779 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus Geschichte von Gera und dessen nächster Umgebung, Band 2, Ferdinand Hahn. 1855:
"[...] Im folgenden Jahre hatte unsere Gegend die seltene, aber furchtbare Erscheinung einer Winds-Braut. Am 1. Mai 1779 erhob sich in den Nachmittagsstunden ein stark tobendes Gewitter, das sich bald zu einem entsetzlichen Hagelwetter gestaltete. Ein Augenzeuge schreibt darüber, daß die zackigen Eisstücken, meist in der Größe eines Sächsischen Guldens, vom Sturme gegen die Erde gejagt worden seien. Plötzlich schritt, in ihrer wilden Größe, die Windsbraut über Veitsberg herein. Die Verwüstung, die sie in diesem Orte anrichtete, war schrecklich. In Zeit einer einzigen Minute waren die Schule und einige andere hochstehende Häuser total zertrümmert. Von anderen, festeren Gebäuden, rissen sich bloß die Dächer los und trieben wirbelnd durch die Luft dahin. Entwurzelte Bäume, Balken, Strohmassen und andere Gegnstände, unter denen sich auch das dach der alten, ehrwürdigen St. Veitskirche befand, stürmten im gleichen Wirbel dahin. Knopf und Fahne des Kirchthurms wurden weit über die Elster hinüber, nach dem, eine Viertelstunde entfernten Wünschendorf, geschleudert. In Mildenfurth, woher die Windsbraut gekommen und in Wünschendorf wohin sie gegangen, war die Verwüstung ebenso allgemein und plötzlich, wenn auch nicht so total, wie in dem hochliegenden Veitsberg. Auf dem ganzen Wege stand in der Breite des Wirbels kein baum und fast kein gebäude mehr, wenigstens waren jene alle Aeste, diese der Dächer beraubt. Wie ein Schlag, wie ein schnell vernichtendes Erdbeben war die Verheerung erschienen und verschwunden. Ehe die Bewohner zur Besinnung kamen, ehe sie das Gechehene zu begreifen vermochten, war es längst vorüber. Wunderbarer Weise war nicht ein einziger mensch dabei verunglückt. An der Bergwand über Wünschendorf raste die Windsbraut sich todt, indem der gewaltige Wirbel sich auflöste und nun als Orkan in mächtigen Stößen, verheerend durchs ganze Elsterthal herunter fegte. Der in Veitsberg, Mildenfurth und Wünschendorf angerichtete Schade, belief sich auf mehrere Tausend Thaler."



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