Onstmettingen 22.06.1845 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 27.06.1845: "Onstmettingen, O.A. Balingen, 23. Juni. Der gestrige Sonntag war für die hiesige Gemeinde ein Tag der Angst, des Schreckens und der Trauer. Es stießen nämlich Nachmittags zwischen 1 und 2 Uhr drei Gewitter auf einander und schon der Wolkenkampf ließ einen schrecklichen Ausbruch befürchten. Die Hauptrichtung von Südwest nach Nordost nehmend, entleerten sie sich dann durch Hagelkörner in der Größe von Hühnereiern und noch größer, und ein Glück ist es für den hiesigen Ort zu nennen, daß es nur einzelne Theile des Wintersaatfeldes traf, indem der Hauptzug über die Brachfelder, Weideplätze, Wiesen und Wälder ging. Doch bei weitem das Schrecklichste und Schädlichste dabei war der damit verbundene Orkan, der mit nie hier gesehener Wuth die stärksten Waldbäume abknickte wie Strohhalme, die größten Buchen, die schon mehr als hundert Jahre den Stürmen trotzten, dem Hundert nach der Art entwurzelte, daß manche noch fünf bis sechs Fuß weit mit Wurzeln und Erde fortgeschoben wurden. Die Ziehenheerde suchte unter einer solchen Buche, die in einer Vertiefung stand, Schutz, allein zu ihrem Verderben. Die Buche wurde aus der Wurzel gehoben und der Länge nach mit einer solchen Macht und Schnelligkeit auf die Heerde geworfen, daß siebzehn Stücke darunter ihren augenblicklichen Tod fanden und mehrere verwundet wurden. Einige Arme verloren dadurch ihren ganzen Viehreichthum und in dieser für die schweren Zeit einen Theil ihrer Nahrung. Die Bewohner der Gebäude auf dem sogenannten Stich und der Thalmühle (Parzellen des hiesigen Orts) lebten in wahrer Todesangst, indem sie jeden Augenblick befürchten mußten, daß ihre neu gebauten Häuser zusammenstürzen möchten. Der Orkan stieß nämlich die Thüren ihrer Gebäude trotz Band und Riegel ein, deckte die Dächer theilweise ab, zerbrach selbst einzelne Sparren und schleuderte deren Stücke geraume Strecken weit fort. Zu verwundern ist diese Zerstörung an der Thalmühle, die in einer eigentlichen tiefen Thalschlucht steht." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg) - Onstmettingen liegt etwa 15 Kilometer südwestlich von Erpfingen und ein Zusammenhang mit diesem Fall ist möglich.



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