Straubing 22.06.1845 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 03.07.1845: "Straubing, 23. Juni. Ueber den Sturm in Straubing bringt die "Reg.-Ztg." folgendes Nähere. Ein Orkan, ein Wirbelwind, eine Windhose, oder wie es die Naturverständigen nennen wollen, hat gestern bei uns Verheerungen angerichtet, die alle hierorts seit Menschengedenken gemachten Erfahrungen der Art übersteigen. Abends 6 Uhr entlud sich während der Dauer von kaum einer halben Stunde ein Gewitter, unter ununterbrochenem Blitz und Donner, begleitet von heftigem Sturme und ungewöhnlichem Sausen, über unsern Häuptern. In der Stadt regnete es wohl sehr stark; es ließ sich aber außer jenem Sausen nichts Auffallendes bemerken. Dagegen fuhr über die Altstadt, in der Richtung von Südwest nach Nordost eine so wüthende Windfurie hin, daß die stärksten Lindenbäume sammt den Wurzeln aus der Erde gehoben, kleinere Bäume, in Stücke gerissen, in der Luft herumgeführt wurden. Mehrere große, mit steinernen Umfangsmauern versehene Städel wurden wie Kartenhäuser von Grund aus umgestürzt, so auch schuhdicke Gartenmauern in der Länge von 30-40 Fuß. In mehreren Häusern riß der Orkan die Fensterstöcke aus den Mauern, und von einem Hause legte er die Giebelwand mit den Fenstern und der Hausthüre auf die Straße. Das massive Kloster der Elisabetherinnen wurde an den Dachungen und Gärten bedeutend beschädigt. Auch die Kirche St. Peter mit ihren Nebenkapellen hat sehr gelitten. Auf dem Friedhofe wurden viele Grabsteine und Kreuze umgeworfen. Dieses furchtbare Naturereigniß brachte mitunter ganz unerhörte Erscheinungen hervor. So z.B. wurden in einem Garten die Salatstauden aus dem Boden gerissen und wirbelnd in die Höhe geführt; an einem 40 Fuß tiefen Pumpbrunnen drehte sich das Schöpfrohr viermal im Kreise herum und blieb endlich in ganz verkehrter Richtung stehen; dort und da grub der Wind tiefe Löcher in die Erde. Keine Feder ist im Stande die verschiedenenartigen Wirkungen des Orkans aufzuzeichnen! - Während des Gewitters fiel auch Hagel, aber nur auf einem beschränkten Flächenraume und man verspürte einen brandigen Schwefelgeruch. Die erschreckten Einwohner der Altstadt glaubten, ihre letzte Stunde sey gekommen, und mehrere Familien flüchteten sich in die Keller. Doch ist glücklicherweise kein Menschenleben verloren gegangen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



zur Tornadoliste von Thomas Sävert

zur Homepage von Thomas Sävert