Reilingen am 29.07.1845 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 03.08.1845: "Schwetzingen, 30. Juli. Gestern Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr wälzte sich eine sogenannte Windhose von Waghäusel her durch den Hubwald und Kuppel St. Leoner Frostbezirks, sodann hinter dem Orte Reilingen vorbeim, wo sie noch einen Theil der sogenannten Ziegelgasse berührte, und von dort in die Hardt, Bruchhausen und Eppelheim. Der Orkan äußerte sich mit einer solchen Gewalt, daß hier zu Land Niemand Aehnliches erinnerlich ist; die stärksten Buch- und Eichbäume liegen zerschmettert auf der Erde, andere sind sammt den Wurzeln, woran noch die größten Erdmassen hängen, umgerissen; Aeste davon, welche ein viertel Klafter Holz geben, hat der Sturm in der Luft mit fortgenommen und liegen dieselben etwa auf eine halbe Stunde Wegs im Feld herum; in Reilingen, wo, wie erwähnt, das äußere Ende der s.g. Ziegelgasse noch von dem Orkan berührt wurde, ist an einem Hause der obere Theil zusammengerissen, und die Ziegel und Sparren anderer Häuser flogen wie Speu in der Luft herum. Hierbei muß ich bemerken, daß viele Häuser nicht in die Linie der eigentlichen Windhose gekommen sind, sondern diese Beschädigung nur von dem Luftdruck der in einer Breite von etwa 200 Schritten hinbrausenden Windhose herrührt. Auf dem Felde, das zwischen der Hardt und Reilingen liegt, sieht man auf der Linie, welche die Windhose genommen hat, gar nicht mehr, was da gestanden hat; ebenso ist es in der Hardt: dort sieht es in der Richtung, die der Orkan genommen, wie durchgeforstet aus, und wo er durch junge Forlenbestände ging, hat der Sturm dieselben mitgenommen, wie Stroh. Der dadurch entstandene Schaden im Wald wird von den betreffenden Forstbeamten auf 4000 bis 5000 Klaftern geschätzt. Die Breite der Linie, auf welcher sich die Windhose hinwälzte, ist theils 200, theils 150, auch nur 100 Schritte. Menschen sind, so viel man bis jetzt erfahren, außer einem Juden, der noch in Hockenheim liegt und stark beschädigt seyn soll, keine verunglückt, dagegen sind Vögel aller Gattungen todt gefunden worden." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 04.08.1845: "Heidelberg, 29. Juli. Heute Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr erhob sich plötzlich ein heftiger Sturmwind, ein sogenannter Strichwind, der auf hiesiger, sowie der angrenzenden Eppenheimer Gemarkung 12 große tragbare Obstbäume entwurzelte, 16 in der Mitte entzwei riß und noch anderweitige Verheerungen anrichtete." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 05.08.1845: "Hockenheim, 31. Juli. Am verflossenen Dienstag Vormittags elf Uhr hatten wir in unserer Nähe ein seltenes und erstaunliches Naturereigniß. Bei einem starken Gewitter erhob sich unter fürchterlichem Brausen, dichtem Rauch und auf und niedersteigenden Wassersäulen, in der Richtung von Südwest nach Nordost eine sogenannte Windhose. Es nahm dieses Phänomen seinen Anfang bei Kirlach, durchzog die Lußhardt, berührte einige Häuser von Reilingen und ging dann durch den Hockenheimer Gemeindewald und die herrschaftliche untere Hardt bis in die Nähe von Bruchhausen auf einer Läge von 3 1/2 Stunden und nur einer Breite von achtig bis hundert Schritten. Alles was in diese Linie fiel riß der fürchterliche Orkan vor sich nieder, tausende von Buchen, Eichen und Forlen von der Größe bis zu 2 Klaftern wurden entwurzelt oder in der Mitte abgerissen und die oben abgerissenen Theile auf mehrere hundert Schritte fortgeschleudert, kleineres Gehölz trug er förmlich in der Luft mit sich fort. Das Quantum des abgerissenen und entwurzelten Gehölzes wird auf mehrere tausend Klaftern berechnet. Menschen wurden nicht beschädigt; bei dem vorangegangenen Brausen entfloh alles von den Feldern und Waldungen, allein die berührten Häuser in Reilingen wurden förmlich abgedeckt." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 05.08.1845: "Graben, 30. Juli. Gestern Vormittag zwischen 11 und 12 Uhr erhob sich plötzlich ein Sturmwind, der, unterhalb der Grabener Allee beim Hirschgraben anfangend bis hervor auf dei Landstraße, ungefähr 30 Morgen unseres Gemeindeforlenwaldes, im Holzbestand von 25, 30 und 60 Jahren, vernichtete. Der dadurch engerichtete Schaden ist sehr bedeutend und kann noch nicht genau ermessen werden." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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