Lübars bis Werder 22.06.1861 von
Thomas Sävert
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 09.07.1861: "In der Nähe von Breslau hat am 22. Juni Nachmittags zwischen 4-5 Uhr eine Windhose sehr beträchtlichen Schaden angerichtet. Auf ihrer Fährte hat sie Alles vernichtet, große Bäume wurden mit ihren Wurzeln aus der Erde gerissen und in die Luft entführt. Die Saatenfelder, die sie bestrich, sind dem Erdboden gleich gemacht, die Halme und Stauden großentheils ausgerissen oder geknickt. Ein Stallgebäude wurde zusammengedrückt und begrub in seinen Trümmern einen Kutscher, nachdem derselbe die Pferde kurz zuvor aus dem Stalle getrieben hatte. Die ganze Erscheinung dauerte 4-5 Minuten. Ueber die Stadt Breslau entlud sich zu selber Zeit ein Gewitter, das weniger wegen seiner Stärke oder heftigen Regengusses, sondern wegen des scharfen Windes beachtenswerth war. Dasselbe zog von Nordwest nach Südost." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer Meldung der Berliner Gerichtszeitung vom 25.06.1861: "Das Gewitter, welches am Sonnabend über Berlin und Umgegend sich entlud, hat vielfachen Schaden angerichtet. Es hat der dasselbe begleitende Hagel die Pappeln, welche auf der Chaussee bei Weißensee sich befinden, nicht nur entblättert, sondern sogar reihenweise umgeworfen, glücklicherweise nach dem Acker hinüber, so daß die Passage nicht gehemmt worden ist. Der Blitz hat z.B. auch in die Badeanstalt eingeschlagen und dieselbe der Art beschädigt, daß am Sonntag zum großen Aerger der badelustigen Berliner die Anstalt hat geschlossen werden müssen. - Der Sturm, welcher am Sonnabend Nachmittag das Gewitter begleitete, hat nicht weniger Schaden angerichtet, als der Blitz. Eine vor dem Prenzlauer Thore liegende Mühle wurde so heftig vom Sturme erfaßt und herumgedreht, daß die Räder Feuer sprühten und die Mühle im Nu im Brand stand. Die Inwohner derselben haben nur das nackte Leben gerettet. In Arnsfelde wurden eine Mühle und eine Scheune vom Sturm umgerissen, in Birkholz wurde gleichfalls eine Mühle das Opfer des Sturmes. Auf der Allee nach Blumberg sind gegen 200 Pappeln vom Sturm geknickt, in der Pappel-Allee bei Berlin sind viele Zinkdächer vollständig fortgerissen worden, so daß Holz und Zink noch lange Zeit nach dem Gewitter in den angrenzenden Straßen umherlag. In dem Dorfe Blumberg ist der Blitz in die Schäferei eingeschlagen und ist diese und das nahe Wohnhaus abgebrannt." (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin)

Aus einer weiteren Meldung der Berliner Gerichtszeitung vom 02.07.1861: "Das Unwetter, von dem wir schon wiederholt haben berichten müssen, weil es so vielfachen Schaden angerichtet, war auch von Hagelwolken begleitet, die sich in der Gegend von Köpnick über die Felder, Dörfer und Ortschaften entluden und dort alle Aussicht auf irgend welche Ernte vollständig vernichtet haben. [...]" (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin)

Aus einer Meldung des Teltower Kreisblattes vom 13.07.1861: "Aufruf zur Wohltätigkeit. Am Sonnabend den 22. Juni d. hat ein von furchtbarem Orkan und Hagelschlag begleitetes Unwetter einen sehr großen Theil des benachbarten Niederbarnimschen Kreises in einer so maßlosen Weise heimgesucht, wie es sich die ältesten Leute nicht zu entsinnen wissen. In Zeit von einer Viertelstunde waren in einigen 20 Ortschaften, worunter namentlich Blankenfelde, Ahrensfelde, Blumberg, Stadt Alt-Landsberg, Rehfelde, Werder schwer betroffen sind, die Außsichten auf eine treffliche Ernte zerstört und die schrecklichen Verheerungen angerichtet. Ene Menge Gebäude, 4 Mühlen, 12 Scheunen, 3 Ställe sind vom Sturm vernichtet, ungerechnet zahllose kleinere Gebäude-Beschädigungen. Die Bäume sowohl in den Forsten, als namentlich an den Wegen, sind zu Tausenden theils umgestürzt, theils abgebrochen und deren Zahl beträgt allein auf der kurzen Wegestrecke zwischen Fr. (Anm.: Französisch) Buchholz und Schönerlinde 325. Sämmtliche Wege in dem heimgesuchten Bezirk waren nach dem Unglück durch die umgestürzten Bäume unpassierbar geworden. Rind- und Schafvieh ist theils in den eingestürzten Ställen, theils von den Bäumen erschlagen worden, und einige Schafe hat sogar auf offenem Felde der Hagel getötet. Leider sind aber auch einige Menschenleben zu beklagen, indem der Müller zu Lübars in seiner zusammenbrechenden Mühle und ein Mädchen aus Fr. Buchholz durch einen auf sie stürzenden Baum umgekommen ist. Andere sind mehr oder weniger beschädigt. Der ungewöhnliche Umfang des Unglücks, das mehrere Insassen mit dem Untergange bedroht, namentlich solche, die ohne Unterstützung zur Herstellung ihrer Gebäude gänzlich außer Stande sind, veranlaßt den Unterzeichneten, sich noch speciell an die Eingesessenen des hiesigen Kreises mit der dringenden Bitte zu wenden, des Unglücks des Nachbar-Kreises eingedenkt zu sein und dasselbe durch recht reichliche Gaben der Liebe zu mildern.
Außer den in dem Aufruf des Unterstützungs-Comites des Niederbarnimschen Kreises vom 28. d. M. bezeichneten Stellen, nämlich der Niederbarnimschen Kreiskasse, Markgrafenstr. Nr. 47, und die Expedition der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung, Dessauerstr. Nr. 5 in Berlin, wird auch die Teltowische Kreiskasse daselbst, Markgrafenstr. Nr. 47 bereit sein Geldbeträge in Empfang zu nehmen und an das Comite abzuführen.
Telwow, den 8. Juli 1861. Der Landrath." (Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin)



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