Uthleben 31.05.1906 von
Thomas Sävert
Zeitpunkt: gegen 20:15 Uhr MEZ. "Am 31. Mai 1906 zerstört eine Windhose die Kirche. Mit Unterstützung der Fürstin konnte die Kirche im Jahr 1907 renoviert wieder eingeweiht werden." (Quelle: Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland - Jahresbericht). Dazu aus einer Meldung der Coburger Zeitung vom 03.06.1906: "Nordhausen, 1. Juni. Ein furchbares Gewitter entlud sich gestern Abend und heute Nacht über den Helmetal. In Uthleben wurden mehrere massive Gebäude durch eine Windhose zerstört. Der Kirchturm wurde in der Mitte abgebrochen. Fast alle Dächer sind beschädigt. Die Obsternte ist völlig vernichtet. Der Schaden ist groß." - Ebenso aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 03.06.1906: "In Uthleben wurden zahlreiche massive Gebäude durch eine Windhose zerstört. Der Kirchturm wurde in der Mitte abgebrochen. Fast alle Dächer wurden abgedeckt. Die Obsternte des Helmetales ist völlig vernichtet." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg). Betroffen war in Uthleben neben der Kirche vor allem der Bereich Hahnstraße - Hauptstraße.

"Donnerstag, den 31. Mai, abends 8.15 Uhr brach über einen Teil von Uthleben eine Windhose mit furchtbarer Gewalt herein. Es wurde plötzlich ganz finster und der Sturm tobte so gewaltig, daß die Bäume mit ihren Kronen sich fast bis zur Erde bogen. Das Unwetter dauerte kaum 2-3 Minuten. Es war aber in dieser Zeit, als ob der ganze Ort verloren gehen sollte; so prasselten die Ziegeln von den Dächern. Dann trat Ruhe ein und wir konnten den Schaden betrachten, den der Sturm angerichtet hatte. Da, wo der Wirbelsturm gewütet hatte(Hahnstraße, Hauptstraße, Kirche) hatte er furchtbare Verwüstungen angerichtet. Der Kirchturm war herabgestürzt, glücklicherweise nach Osten, ohne also weiteren Schaden anzurichten. Das Dach der Pfarre und viele Dächer anderer Häuser waren halb abgedeckt. Die Hauptstraße von der Pfarre bis zur Schenke war übersät von Dachziegeln. In der Gemeinde-Bäckerei war ein Holzschuppen vollständig umgeworfen, ebenso die neue Scheune beim Gutsbesitzer Ernst. Der Aufbau hat 5000 Mark gekostet. Auch waren viele Bäume entwurzelt, z.B. im Pfarrgarten etwa 22 Bäume. Einige habe ich wieder aufrichten können.
An den gleich darauffolgenden Pfingsttagen war unser Ort der Wallfahrtsort vieler Fremder. Als eine besondere Gnade Gottes ist es anzusehen, daß kein Mensch verunglückt ist oder Schaden genommen hat. Wenn auch der Schaden für manche groß und schwer war, so hat aber Gott durch eine umso reichlichere Ernte alle gesegnet. Im Herbst war von dem ganzen Unheil nichts mehr zu sehen. Das Unwetter war auch die Veranlassung, daß am 18. Juni die Fürstin-Mutter in Begleitung der Herrn Kammerdirektor Bode unserem Orte die hohe Ehre ihres Besuches gab. Die Fürstin wollte damit uns ihre Teilnahme kundtun. Sie verweilte von 5 Uhr bis 7 Uhr in unserem Orte und war in der Pfarre abgestiegen. Sie besuchte und besichtigte die Kirche und einzelne Stätten, wo der Wirbelsturm am ärgsten gewütet hatte. Auch versprach sie uns ihre Unterstützung beim Wiederaufbau des Turmes und der Renovierung unserer Kirche, die nunmehr beabsichtigt wurde.
Gott segne die Fürstin und ihre Kinder!" (Quelle: Heimatgeschichte Uthleben, Ortschaft Uthleben)



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