Greiz 03.01.1916 von
Thomas Sävert
Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 06.01.1916: "Schwere Unwetterschäden. Wie aus Greiz berichtet wird, hat ein kurzes, nur etwa zehn Minuten währendes Unwetter im Elstertal schweren Schaden angerichtet. Tausende von Fensterscheiben wurden zerschlagen, Hunderte von Dächern abgedeckt. Elektrische Licht- und Sprechanlagen wurden vielfach zerstört." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 09.01.1916: "Eine Viertelstunde des Schreckens. Man schreibt der D. T.Z. aus Greiz i. Vogtl. unterm 5. Januar: Der Schaden, den die Unwetterkatastrophe vom Montag nachmittag in Greiz und Umgebung verursacht hat, läßt sich erst jetzt einigermaßen übersehen. In den Wäldern um Greiz sieht es traurig aus. Arbeiter, die von Greiz durch den Wald nach Hause gingen und von dem Gewitter überrascht wurden, haben nicht geglaubt, daß es möglich sein werde, lebend aus dem Walde herauszukommen. Der rasende Wirbelsturm knickte die dicken Bäume wie Streichhölzer und bog die dünnen Fichten durcheinander und ineinander, daß sie wie verflochten aussehen. In Greiz sieht man ganze Straßenzüge, in denen kein Dach unversehrt blieb. Fensterscheiben sind zu Tausenden zertrümmert, Essen umgerissen und Dachfenster samt den eisernen Rahmen herausgerissen. In dem hochgelegenen Irchwitz brach der wolkenbruchartige Regen durch die zerbrochenen Fenster in die Stuben ein und überschwemmte die obersten und untersten Stockwerke fußhoch. Gleich den Telephondrähten zerrissen elektrische Drähte der Ueberlandzentrale, so daß Finsternis herrschte. Einzelne Greizer Straßen waren im Nu mit Dachziegeln und Baumästen wie übersät und die Schiefer flogen wie toll in der Luft herum. Da es wie mit Kannen goß, ist auch auf abschüssigen Feldern, deren es bei Greiz viele gibt, die Muttererde ausgewaschen und zu Tal geschwemmt, wo sie mit Geröll vermischt mit der sprossenden Saat einen traurigen Anblick bietet. Und all dieses grausige Werk der Vernichtung war in knapp einer Viertelstunde vollendet." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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