Bamberg 04.08.1928 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Aus einer Meldung des Bayreuther Tagblattes (heute: Nordbayerischer Kurier) vom 06.08.1928: "Die alte historische Stadt Bamberg und Umgebung wurde in der Nacht zum Sonntag von einem Unwetter heimgesucht, das in seiner Größe und Gewalt gewöhnlich nur in Amerika oder in tropischen Ländern vorzukommen pflegt. Mit ungeheurer Wucht setzte am Samstag nachts ein heftiger Sturm ein, begleitet von Hagelschauer, Blitz und Donner. Innerhalb kurzer Zeit hatte das entfesselte Element alle Bäume, die schönen Stadtanlagen von Bamberg, die berühmten Gärtnereien, die noch auf den Feldern stehende Ernte vollständig vernichtet. Der Schaden beläuft sich auf eine Million Mark. Das Stadion mit den Verkaufsbuden bietet ein Bild grauenhafter Verwüstung. Der in der Nähe von Bamberg gelegene Bruderwald ist wie durch heftiges Artilleriefeuer vollständig niedergelegt worden. Bäume von eineinhalb Meter Durchmesser wurden geknickt wie Streichhölzer. In der Stadt selbst ist fast kein Haus ohne Schaden geblieben. Die Straßen sind von herabgeschleuderten Ziegeln, Fensterscheiben, Mauerwerk vollständig übersät, sogar mehrere Fabrikschlöte wurden geknickt und umgeworfen, Dächer wurden abgedeckt und meterweit geschleudert. Die Zollscheune wurde vom Sturme vollständig zertrümmert. In der Schuhfabrik Ranz wurden Steinmauern auf eine Länge von 15 Meter umgeworfen. Der berühmte Naturgarten der Stadt, das beliebte und geheiligte "Bamberger Hain", ist völlig verwüstet. Die stärksten Eichenstämme sind auf hunderte Meter niedergelegt und bieten ein grauenhaftes Bild der Verwüstung. Reichswehr, Landespolizei, Feuerwehr und Sanitätskolonnen hatten die ganze Nacht hindurch zu tun, um die Verwüstungen beiseite zu schaffen. Alle Zufahrtsstraßen nach Bamberg sind durch umgestürzte Bäume gesperrt.
Bamberg, 6. Aug. Hier wurden sechs Personen in das Krankenhaus eingeliefert, die durch das Unwetter Verletzungen erlitten hatten. Der Bamberger Oberbürgermeister, der sich zur Zeit in Urlaub befindet, wurde telegraphisch zurück gerufen. Der Löwensteg, eine Verbindungsbrücke aus Holz und Beton, über die Pegnitz wurde vom Sturm vollständig niedergerissen."

Aus einer Meldung der Freiburger Zeitung vom 06.08.1928: "Große Verheerungen in und bei Bamberg
Bamberg, 5. August. Das Bamberger Gebiet wurde am Samstag in den späten Nachtstunden von einem furchtbaren Unwetter heimgesucht. Nach einem Hagelschlag und mehreren darauffolgenden Gewittern kam plötzlich aus dem Nordwesten eine Windhose von etwa fünf Minuten Dauer herangebraust, die überall auf ihrer Bahn furchtbaren Schaden anrichtete. Im Bamberger Volkspark wurde die neue Festhalle vollkommen zertrümmert. Die ganze Parkanlage ist vernichtet. An der Bamberger Radrennbahn, auf der am Sonntag die bayerischen Fliegermeisterschaften ausgetragen werden sollten, fielen zahllose schwere Bäume nieder, durch die die Umschaltung zerstört wurde. Auch an den sonstigen Baulichkeiten wurde schwerster Schaden verursacht. Im Bamberger Hafen sind fast sämtliche Lagerräume und Fabriken ein Opfer des Sturmes geworden. Hier allein dürfte der Schaden in die Hunderttausende gehen. Im Bamberger Hain sind ebenfalls schwere Zerstörungen zu verzeichnen. Zahlreiche Kamine wurden durch den Sturm umgerissen, davon allein sechs große Fabrikschornsteine. Der Gesamtschaden in Bamberg wird auf mehrere Millionen geschätzt.
Im Bamberger Eisenbahnverkehr traten stundenlange Störungen ein. Sämtliche Verbindungen, auch Telephon und Telegraph, besonders nach dem Norden und der näheren Umgebung Bambergs, sind noch nicht wiederhergestellt. Im Stadtinnern Bambergs wurden schwere Beschädigungen in der Hauptkraftwagenwerkstätte festgestellt. Von sämtlichen Gebäuden sind die Dächer abgerissen und ungefähr 200 Meter weit vom Sturm fortgetragen. Der bedeutende Obstbau ist durch den Hagel vollkommen vernichtet. Die Bamberger Sportwoche ist abgesagt worden. In der Umgebung herrscht genau das gleiche Bild der Zerstörung. In der bei Gaustadt gelegenen großen Ziegelei Lessing warf der Sturmwind einen 50 Meter großen Teil des Daches eines Nebengebäudes gegen den großen Fabrikschornstein, so daß dieser auseinander barst. In Bamberg stürzte bei der Malzfabrik Weyhermann von dem 75 Meter hohen Kamin ein Teil von etwa 20 Meter in die Tiefe. Im Bamberger städtischen Viehhof wurde durch den Sturm eine Ziegelsteinmauer auf einer Breite von 5 bis 15 Meter umgeworfen. Der Löwensteg, eine Verbindungsbrücke aus Holz und Beton über die Pegnitz, wurde größtenteils weggerissen. Polizei, Feuerwehren und Sanitätskolonnen sind mit Räumungsarbeiten beschäftigt. Der Oberbürgermeister der Stadt wurde telegraphisch aus seinem Urlaub zurückgerufen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Meldung der Freiburger Zeitung vom 06.08.1928: "Bamberg, 5. August. Weiter wird gemeldet: In der Nacht zum Sonntag wurde Bamberg und Umgebung von einer Unwetterkatastrophe heimgesucht. Sie ist eine der furchtbarsten, die je in Deutschland vorgekommen sind. Mit furchtbarer Gewalt setzte am Spätabend des Samstags ein heftiger Sturm ein, begleitet von schwerem Gewitter. Innerhalb kurzer Zeit waren sämtliche Anlagen, Gärtnereien und Felder wie durch Artilleriefeuer verwüstet. Fast kein einziges Haus in der Stadt blieb unbeschädigt. Das Stadion wurde vollkommen zerstört. Die Verkaufsstände liegen sämtlich am Boden. Der Schaden beläuft sich auf über eine Million Mark. Sämtliche Eisenbahnstrecken, sowie Fahrstraßen von Bamberg nach allen Richtungen sind gesperrt, da die Telephonverbindung abgeschnitten ist. Die Reichsbahndirektion teilt mit, daß die Gestänge so über die Gleise geworfen wurden, daß beide Strecken der Doppelbahn längere Zeit gesperrt sein werden. Alle Schnellzüge müssen über Bayereuth und Probstzella umgeleitet werden. Bei den Aufräumungsarbeiten leisteten die Reichswehr, die Landespolizei und die Feuerwehren tatkräftige Hilfe. Verschiedene Gebäude wiesen derartige Schäden auf, daß sie niedergerissen werden mußten. Die Beunruhigung unter der Bevölkerung ist ungeheuer. Am Sonntag früh haben sofort Sammlungen eingesetzt, um den Geschädigten und Notleidenden die erste Hilfe zu bringen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer Bildunterschrift der Freiburger Zeitung vom 08.08.1928 zu Waldschäden: "Der vom Wirbelsturm geknickte Föhrenwald bei Bamberg.
Ganze Wälder wurden von der Windhose in unmittelbarer Nähe der Stadt umgelegt, Häuser abgedeckt, Schornsteine zerstört, Felder verwüstet und Telegraphenleitungen zerrissen. Der Schaden geht in viele Millionen." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)

Aus einer weiteren Bildunterschrift der Freiburger Zeitung vom 09.08.1928: "Zur Unwetterkatastrophe in Bayern
Die Trümmer eines Rummelplatzes. Schaubuden, Karussell und Zirkuswagen bilden einen unentwirrbaren Knäuel. In einer Minute hat die Windhose die Stätte des Vergnügens zu einem Trümmerfeld verwandelt." (Quelle: Universitätsbibliothek Freiburg)



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