Geisenheim/Darmstadt 29.07.1947 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
"Am Nachmittag des 29. Juli 1947 richtete ein Unwetter, das von Geisenheim bis in den Raum östlich von Darmstadt zog, schwerste Sturmschäden an. [...]
Gegen 17 Uhr 25 bricht der Sturm im Blaubachtal etwa 2,5 km nordwestlich von Geisenheim los. Er folgt diesem Tal, in welchem sich die Zerstörungen auf einen 2 km breiten Streifen beschränken.
Beim Durchlaufen von Geisenheim werden dort schwere Schäden angerichtet: Schuppen brechen zusammen, Bäume werden umgeknickt, zum Teil auch regelrecht herausgedreht, Dächer abgedeckt, Stromleitungen unterbrochen und sogar einige Passanten durch Hagel verletzt. Nun verläuft die Sturmbahn ostwärts. Etliche Weinberge im Osten der Gemarkung Geisenheim werden vollkommen verwüstet, auf dem Ostteil der Fulder Aue entstehen bedeutende Baumschäden. Auf dem rheinhessischen Ufer werden dicke Pappeln umgeknickt, und auch im nördlichen Rheinhessen sind nach Berichten von Reisenden bei heftigem Gewitter mit Sturm und Hagel schwere Schäden angerichtet worden. Der Witterungsbericht für die Nordzone des französischen Besatzungsgebietes berichtet von einer Hagelböe von 4 Min. Dauer am Nachmittag des 29. Juli auf der Strecke von Geisenheim bis Mainz, mit einer Spitzenböe bis 38 msec. Zwischen Mainz-Gustavsburg und Astheim tritt das Unwetter wieder in die amerikanische Zone über und verläuft auf breiter werdendem Streifen nach Osten bis in das Gebiet zwischen Darmstadt und Langen und biegt dann nach Südosten ab. Im Kreise Groß-Gerau werden im Raume zwischen Astheim und Bischofsheim bis nördlich von Groß-Gerau schwerste Verheerungen angerichtet. Im Rangierbahnhof Bischofsheim und auf der Strecke nach Nauheim nördlich von Groß-Gerau werden Güterwagen umgestürzt und Zugunglücke verursacht. Wie auch im weiteren Verlauf der Sturmbahn werden besonders in diesem Gebiet Bäume umgeknickt oder entwurzelt, noch nicht eingebrachtes Getreide, das noch in Garben auf den Feldern steht, wird völlig auseinander gewirbelt und verstreut, und in großen Mengen wird das Obst von den Bäumen geworfen. In vielen Gemeinden werden Dächer abgedeckt und Scheunen zum Einsturz gebracht. Am beträchtlichsten sind die Verheerungen in den Waldgebieten zwischen Groß-Gerau, Rüsselsheim und Mörfelden, - im Bischofsheimer und Königstädter Wald, im Niederwald, im Groß-Gerauer Oberwald und Dominalwald und im Nauheimer Unterwald -. Sehr verbreitet tritt hier Wurf-, Horst- und Einzelbruch auf. Die angefallene Holzmasse beträgt über 600 fm bei Buchenbeständen und Mischbeständen aus Buchen, Eichen, Eschen und Erlen. Während in dem Raume nordöstlich bis südöstlich von Darmstadt die oben angeführten Verwüstungen nicht mehr in gleicher Stärke auf der ganzen Breite der Sturmbahn auftreten und nicht mehr so vernichtend sind, sondern nur in einzelnen Gebieten noch größeres Ausmaß annehmen, lebt der Sturm auf seinem Wege gegen 19 Uhr im Raume südöstlich von Ober-Ramstatt noch einmal zu beträchtlicher Stärke auf und richtet umfangreiche Zerstörungen an Häusern und Bäumen an. Weiter südöstlich sind nach den vorliegenden Berichten keine bedeutenden Schäden mehr aufgetreten. [...]" (Quelle: Karlheinz Hommel, Bad Kissingen. Meteorologische Rundschau 1, 491-492 (1948). Der Wirbelsturm am 29. Juli 1947 im Raum von Geisenheim bis Darmstadt)



zur Tornadoliste von Thomas Sävert

zur Homepage von Thomas Sävert