Arnsberg 09.09.1974 von
Thomas Sävert
Ein Bericht von Winfried Ortmann aus Arnsberg im November 2016: "Am Nachmittag des 10.09.1974 näherte sich gegen 15:00 h von Westen eine Unwetterfront. Aufgrund der starken Verdunkelung und der mauerartigen Wolkenbildung war klar, dass es sich um ein extremes Unwetter handelte. (evtl. "Superzelle"?) Ich stand zusammen mit meinen Eltern am Küchenfenster im Haus Klosterstraße 3. Deutlich sichtbar entwickelte sich aus der Wolkenwand ein undurchsichtiger Wolkenschlauch, der sich im "Alten Feld", ca. 800 m Luftlinie vom Beobachtungsort entfernt, dem Boden näherte. Der Tornado bewegte sich sehr rasch durch das "Alte Feld" nach Süden, der weitere Verlauf war für mich nicht mehr sichtbar. Schwere Stumböen und starker Regen begleiteten das Unwetter. Ein weiterer ummittelbarer Augenzeuge konnte sich vor dem herannahenden Unwetter ins Auto flüchten. Seine Beobachtungen: "Als wir im Auto saßen, bildete sich ca. 20m entfernt ein Luftwirbel, der immer schneller rotierte, Blätter, Äste und Abfall in die Höhe riß und immer heftiger wurde". Im Arnsberger Stadteil Gierskämpen richtete der Tornado erhebliche Zerstörungen an, ein Soldat kam beim Einsturz einer Fahrzeughalle ums Leben. Der Tornado zog weiter Richtung Oeventrop, Lattenberg in den Arnsberger Wald. Ob der Einsturz des Zirkuszeltes in Allagen noch im Zusammenhang mit dem Tornado stand, ist unklar. Nach der Fujita-Torro Skala könnte der Tornado min. die Stärke T5/F2 gehabt haben."

Aus einer Meldung der Westfalenpost vom 10.09.1974: "Windhose drückt LKW-Halle wie Kartenhaus ein - Belgischer Soldat von Trümmern erschlagen. Arnsberg. Beim Reinigen seines Motorrades ist gestern nachmittag der 19jährige belgische Soldat Jean Arts von herabstürzenden Mauer- und Dachteilen einer Fahrzeughalle im Kasernengelände erschlagen worden. Arts war auf der Stelle tot. Ein zweiter Soldat taumelte den Rettern leicht verletzt entgegen. Bei dem schweren Unwetter in Arnsberg sind außerdem erhebliche Sachschäden zu beklagen, die durch umstürzende Bäume entstanden. [...] Den Feuerwehrleuten bot sich ein Bild der Verwüstung. Holzsplitter Mauerbrocken, Stromleitungen und zerborstene Teile des Daches waren durcheinandergewürfelt worden. [...] Bei dem Unglück wurden außerdem die Dächer zahlreicher Bungalows in der Nähe der Kaserne abgedeckt und die Häuser von herabfallenden Ziegeln schwer beschädigt. Ein Bergungspanzer zog an der Zufahrtsstraße zur Kaserne zersplitterte Baumstämme, die die Fahrbahn blockiert hatten, auseinander. Dreißig Minuten lang versperrten drei umgefallene mächtige Fichten die Sunderner Straße am Tanneck in Arnsberg. Mit Motor- und Handsägen zerschnitten Feuerwehrleute und Anwohner die hölzernen Barrieren.
Auch in Oeventrop und Rumbeck hinterließ die Windhose Spuren der Zerstörung. Vor dem Gutshof Hachmann in Oeventrop wurde eine mehrere hundert Jahre alte Eiche entwurzelt. Der stürzende Baum begrub einen parkenden PKW unter sich. Zahlreiche Bäume wurden auch auf der Zufahrt von der B 7 zum ehemaligen Kloster entwurzelt. Die Feuerwehr wurde zum Lattenberg gerufen, um Bäume beiseite zu schaffen, die die Kreisstraße blockierten.
Einsatz für die Feuerwehr gab es auch im Raum Sundern, wo umgestürzte Bäume und zerrissene Telefonleitungen den Straßenverkehr erheblich behinderten." (Quelle: Stadt- und Landständearchiv Arnsberg im Kloster Wedinghausen)

Aus einer Meldung der Westfalenpost vom 11.09.1974: "Arnsberg/Allagen. Auf über eine halbe Mio. DM wird der Schaden in der belgischen Kaserne, den Privathäusern, an Straßen und am Tennisgelände geschätzt, den am Montag der Sturm in Arnsberg angerichtet hat. Leichte Beschädigungen wurden vom Lsttenberg, aus Sundern und Freienohl gemeldet. Dort waren - wie berichtet - lediglich Bäume entwurzelt worden. In Allagen stürzte ein Zirkuszelt ein. [...] Während bei Karl Gossmann am Dickenbruch in Arnsberg die schwere Wohnzimmerlampe von der Windhose aus der Deckenverankerung gerissen und am Nachbarhaus durch die Scheibe geschleudert wurde, [...]" (Quelle: Stadt- und Landständearchiv Arnsberg im Kloster Wedinghausen)

Westfalenpost 10.09.1974
Westfalenpost 11.09.1974
Westfalenpost 10.09.1997
Mit freundlicher Genehmigung der Westfalenpost


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