Essen 01.03.1982 von
Thomas Sävert
Nach Berichten der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) soll ein Tornado durch den Essener Grugapark und den Stadtteil Bredeney im Süden des Stadtgebietes hinweggezogen sein. Dabei wurden mehr als 40 Dächer beschädigt und zahlreiche Bäume stürzten um. Dazu aus einer Meldung der WAZ vom 03.03.1982: ""das war ein böser Tag für die Gruga!" Auf Gartenbaudirektor Schröders Schreibtisch liegt die Bilanz des Sturms von Montagabend: 38 Bäume wurden in der Gruga entwurzelt, abgebrochen, im Kronenbereich abgeknickt. Den Essener Erholungspark hat es am schwersten getroffen. Meteorologen des Wetteramtes Essen vermuten, daß ein Klein-Tornado Schuld an den Schäden ist, der sich im Bereich der Gruga gebildet und im Raum Bredeney aufgelöst hat. Soche schweren Sturmschäden hat es seit 1945 im Grugapark bisher nicht gegeben."

Das Ausmaß der Schäden konnte auch gestern noch nicht angegeben werden Auskunft der Feuerwehr: "Allein die Schäden an Dächern sind enorm. Bis zu mehreren Quadratmetern groß wurden an 47 Häusern Dachziegel vom Sturm heausgerissen." Bredeney wurde dabei mit 12 Dächern am meisten betroffen.
Ein Sprecher der Polizei, die in 112 Fällen zu Hilfe gerufen wurde, sprach von "Glück" beim Sturm: "Es ist erstaunlich, daß niemand von herabstürzenden Ästen und Bäumen und Dachziegeln verletzt wurde." Der Schaden bei vom Wind eingedrückten Fensterscheiben geht in die Tausende.
Der größte Schaden entstand jedoch beim Essener Baumbestand. Auch dabei ist der Raum Bredeney mit 9 von 31 auf Fahrbahnen gestürzten Bäumen am schwersten betroffen. "Doch im Vergleich zu den Schäden in der Gruga sind die Schäden im Stadtgebiet geringer", berichtet Gratenbaudirektor Schröder.
Auch in den Waldungen ("Wo sich die Bäume gegenseitig Windschutz bieten", Forstrat Klein) wüteten Orkanböen bis zu Windstärke 11. Als einzige Zahl gibt die Forstverwaltung 12 auf Wege gestürzte Bäume an. "Doch in den einzelnen Beständen sind weitaus mehr Bäume in Mitleidenschaft gezogen worden", berichtet Forstrat Klein.
Die Forstverwaltung stellt in diesem Zusammenhang fest: "Die meisten umgestürzten Bäume haben einen kleinen Wurzelteller gehabt, durch Abfaulen der kleineren Wurzeln war die Standfestigkeit gering geworden." Als mögliche Ursache wird zunächst "Dichtwuchs" genannt, durch den ein Baum dem anderen den Lebensraum nehmen könnte. Die Fachleute vermuten bei den kleinen Wurzeltellern jedoch, daß "saurer Regen", bedingt durch Industrie- und Autoabgase, das Wurzelwerk verringert hatte.
Welche Wucht die Orkanböen hatten, macht das Schicksal eines Baumes in der Nähe des Gruga-Haupteinganges an der Vogeldelle deutlich; dort wurde eine Pappel mit einem Durchmesser von 1,10 m regelrecht aus dem Boden gedreht; das Loch im Boden gleicht einem Bombentrichter.
Das stützt u. a. die Theorie der Meteorologen, daß sich über der Gruga eine Klein-Trombe gebildet hat oder ein Mini-Tornado. "Bei dieser Wetterlage", so der Meteorologe vom Dienst, "ist es möglich, daß unter einzelnen Gewitterzellen plötzlich eine Windhose entsteht." Die Erwärmung des Nachmittags auf fast 15 Grad habe die turbulente Wetterlage angeheizt. "Bei enorm großer Kaltluft in großer Höhe sprudelt die Luft plötzlich wie in einem Sog nach oben." Eine Windhose entsteht, ein Klein-Tornado, sagen die Meteorologen.
So ein Klein-Tornado ist für die verheerenden Schäden in der Gruga verantwortlich. Übrigens: die umgestürzten Bäume des Parks waren alle gesund."



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