Kalchreuth 01.03.08 von
Thomas Sävert
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Kalchreuth liegt etwa 12 Kilometer nordnordöstlich der Nürnberger Innenstadt. Von mehreren Häusern wurden die Dächer abgedeckt und Dachstühle stark beschädigt. Unter anderem hob ein Bauwagen aus Metall ab und fiel auf eine Garage. Nach einer Analyse schließt sich weiter östlich eine kilometerlange Schneise an, dazu aus einer Meldung eines Skywarn-Nutzers: "fast alle Dächer der oberen Siedlung von Kleingeschaidt z.T. stark beschädigt; Dach des Wasserturms fortgerissen; ca. 20-50m breite Schneise im Wald, in der Bäume umgeknickt sind, läßt sich mindestens (!) von Johannisthal über Tauchersreuth, Hub und Nuschelberg verfolgen." Insgesamt ist die Schneise ca. 8 Kilometer lang. In Kalchreuth gab es Augenzeugen, die den Saugrüssel gesehen haben und beobachtet haben, dass Kieselsteine und Grasnarben davonflogen. Auch ein Augenzeuge in Tauchersreuth beschreibt eine Windhose. Nach späteren Untersuchungen setzten sich die Schäden fort bis an den Nordrand von Lauf a.d. Pegnitz.

Den ersten Schaden gab es bereits im Brunnenwiesenweg (auf der Karte Punkt 0) in Käswasser, wo ein Quittenbaum entwurzelt wurde. Er liegt noch im Originalzustand dort und trieb später in seinen Wurzeln wieder Asttriebe aus und hat in diesem Zustand sogar Früchte getragen. Der Quittenbaum stand dort in Käswasser unbeschadet seit 1961.

Schadensanalyse Kalchreuth bis Hub

Der Bericht von Jens Gießwein: "Am 01.03.2008 soll sich zwischen 8:30 und 9:30 ein Tornado entwickelt haben. Wie ich erfahren habe, soll es eine ca. 8 km lange Schneise von Kalchreuth bis Hub in Mittelfranken geben. Ich habe mir nun die Arbeit gemacht und in 2 Tagen das Ganze abgefahren und mal nachgesehen.
Nachdem ich von einem Anwohner aus Kalchreuth erfahren habe, dass es hinter Käswasser in Richtung Großgeschaidt starke Schäden gegeben haben soll, habe ich mich auch gleich auf den weg dorthin gemacht.
Hinter Käswasser (Nummer 1 auf der Karte) fand ich eine kleine Ansiedlung von Bäumen (3–4 Stück), die zum Teil umgekippt sind und von denen auch teilweise Stücke abgerissen sind (siehe Bilder 1 bis 3). Dies war bei den Koordinaten N 49°33`27`` O 11°09`33``.
Ich fuhr dann 500 Meter (Nummer 2 auf der Karte) weiter und sah wieder Bäume, die umgefallen und abgerissen sind. Was mich sehr verwundert und für mich langsam darauf schließen lässt, dass es ein Tornado war, ist eigentlich - wenn man die Bilder 4 bis 9 anschaut - dass die Bäume in der Mitte total zerstört worden sind und links und rechts daneben stehen die Bäume noch. Es waren auch die Trümmer der Bäume kreuz und quer auf dem Feld verteilt. Unter anderem haben die Bäume nicht einmal Laub getragen, sodass der wind nur eine geringe Angriffsfläche hat. Dies war bei den Koordinaten N 49°33`31`` O 11°09`53``.
Bei Großgeschaidt am Friedhof (Nummer 3 auf der Karte) sind starke Schäden entstanden, es riss mehrere Birken einfach um. Auch andere Bäume hat es reihenweise stark erwischt. Es hat auch ein Gerüst, das an der kleinen Kappelle am Friedhof stand, zusammengehauen (siehe Bilder 10 bis 21), dies war bei den Koordinaten N49°33`25`` O 11°10`09``.
Was Bisher sehr auffällig ist: Die Bäume sind alle in Richtung Ostsüdost gefallen.
Kleingeschaidt Neubausiedlung (Nummer 4 auf der karte): Leider kann ich hiervon nicht soviel berichten, da die Polizei dort die Straße wegen Aufräumarbeiten gesperrt hat; unter anderem sind noch viele Bäume teilweise angeschlagen, sodass sie umkippen bzw. Teile herabfallen können. Was ich bestätigen kann, ist, dass es vom Wasserturm das Dach teilweise heruntergerissen hat und dass es sehr viele Schäden an Häusern und Bäumen gibt. Es sind sehr viele Dächer abgedeckt worden. Hierzu auch die Bilder 22 bis 25. Das war bei den Koordinaten N 49°33`11`` O 11°10`56``.
Ab hier verliert sich erst einmal die Spur und fängt erst wieder bei Tauchersreuth an (Nummer 5 auf der Karte).
Hier gab es starke Schäden an Bäumen, Häusern und auch ein Wohnwagen wurde auf den Kopf gestellt (siehe Bilder 26 bis 31). Zu den Bildern 29 und 30 muss man sagen, dass das Bruchstück, das am Boden liegt, ca. 20 Meter von seinem Stamm zum Liegen kam.
Der Besitzer des Carport beschrieb mir sogar, dass er eine Windhose gesehen habe und er zuschauen konnte wie sein Carport und der Wohnwagen des Nachbarn einfach in die Luft geschleudert wurde und dann auf dem Dach zu erliegen kam. Das war dann bei der Koordinate N 49°32`46`` O 11°10`13``.
Bei Hub (Nummer 6 auf der Karte) gab es nur noch eine Baumreihe, die ein wenig Schaden genommen hat (siehe Bild 32), das war bei der Koordinate N 49°32`27`` O 11°13`28``.
Meine eigene Meinung dazu: Ich würde sagen, ja es war ein Tornado der aber zwischendrin immer wieder den Bodenkontakt verloren hat. Die Länge mit 8 Kilometer würde auch hinkommen." Nach neueren Erkenntnissen setzten sich die Schäden fort bis an den Nordrand von Lauf a.d. Pegnitz. Nach einem Bericht der Pegnitz-Zeitung gab es auch im östlich angrenzenden Kuhnhof noch Schäden.

Schäden in Kleingeschaidt - Bericht von Kai Friedeborn
Schäden in Tauchersreuth - Bericht von Jens Gießwein
Schäden bei Hub - Bericht von Jens Gießwein

Kalchreuth 1
Kalchreuth 2
Kalchreuth 3
Kalchreuth 4
Kalchreuth 5
Kalchreuth 6
Kalchreuth 7
Kalchreuth 8
Kalchreuth 9
Kalchreuth 10
Kalchreuth 11
Kalchreuth 12
Kalchreuth 13
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Kalchreuth 18
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Kalchreuth 20
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Kalchreuth 22
Kalchreuth 23
Kalchreuth 24
Kalchreuth 25
Kalchreuth 26
Kalchreuth 27
Kalchreuth 28
Kalchreuth 29
Kalchreuth 30
Kalchreuth 31
Kalchreuth 32
© by Jens Gießwein
Bericht von Kai Friedeborn:
Meldung als Skywarn-Nutzer: "Sehr starke Windböen mit Regenschauer; fast alle Dächer der oberen Siedlung von Kleingeschaidt z.T. stark beschädigt; Dach des Wasserturms fortgerissen; ca. 20-50m breite Schneise im Wald, in der Bäume umgeknickt sind, läßt sich mindestens (!) von Johannisthal über Tauchersreuth, Hub und Nuschelberg verfolgen (ca. 6km)." Die allermeisten Aufräumarbeiten in der oberen Siedlung Kleingeschaidt fanden am selben Tag statt (Samstag): Dachdeckarbeiten, Aufräumen, ein großer Kran hatte hohe Bäume gesichert, das ehem. Blechdach des Wasserturmes wurde auch schon abtransportiert. Sehr beeindruckend ist die Schneise im Wald. Die Feuerwehr musste die B2 von den umgestürzten Bäumen freischneiden. Östlich Kleingeschaidt, direkt bei Hub und östlich Nuschelberg steht nichts mehr. Zur Aussage des Carportbesitzers: Es war urplötzlich ganz laut; zuerst hatte es den Wohnwagen angehoben und auf den Kopf gestellt und danach ein paar Sekunden später wurde sein Carport in Höhe gehoben und 50cm nach links versetzt wieder fallen gelassen so war seine Aussage. Er war sich ganz sicher einen Rotierenden Schlauch gesehen zu haben und es hat sehr stark gehagelt dazu. Das war seine Aussage. Der Besitzer des Carports stand noch unter Schock zu diesem Zeitpunkt, da er selber noch nie so ein Erlebnis hatte.
Bericht von Diana Stahl:
"Wir wohnen zwischen Vogelhof und Seiboldshof. Am 1. 3. 2008 morgens wurde in einem Waldstück zwischen Nuschelberg und dem Adlerweg eine große Waldfläche zerstört. Der Windbruch war kreisrund und die Bäume lagen nicht in eine Richtung sondern wie von der Mitte aus rundum umgelegt. In Seiboldshof wurden zwei Dächer teilweise abgedeckt. Bei uns war es zum Glück nicht so schlimm. Es fielen nur ein paar einzelne Dachziegel herunter. Bei der stillgelegten Gärtnerei neben unserem Haus wurden vom Wind zwei Glasscheiben über zwanzig Meter weit bis auf den Parkplatz gegenüber getragen, wo sie eine Autoscheibe durchschlugen. Die Splitter waren weiträumig verstreut. Zum Glück hielt sich zu diesem Zeitpunkt niemand im Freien auf."
Links zu diesem Fall:
Tornadoverdacht Kalchreuth (Skywarn)
Verdacht Kalchreuth/Bayern (Stormchaser-Europe)
Schwere Sturmschäden (Feuerwehr Kalchreuth)
Großeinsatz in Kleingeschaidt (Wochenblatt-Online)
Emma wütete über der Region - Bilder aus Tauchersreuth und Kleingeschaidt (Wochenblatt-Online)
Sturm "EMMA" fegt über den Landkreis hinweg (Feuerwehr Lauf)


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