Nikolai Dotzek 

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Am 29. Mai 2010 verstarb völlig unerwartet Dr. Nikolai Dotzek, ein Pionier in der deutschen Tornadoforschung. Er hinterließ eine Frau und zwei Söhne. Dies ist ein großer Verlust für die Wissenschaft. Da kleinräumige Unwetter und speziell Tornados in Mitteleuropa sein Lebenswerk bestimmten, soll auch an dieser Stelle dauerhaft an ihn erinnert werden. Allen Angehörigen, Freunden, Kollegen und Bekannten gilt mein aufrichtiges Beileid.

Nikolai Dotzek wurde im Jahre 1966 in Bad Hersfeld (Hessen) geboren, studierte an der Universität in Karlsruhe, wo er bis 1999 als Wissenschaftler arbeitete. Dann wechselte er zum Institut für Physik der Atmosphäre im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen. Dort arbeitete er unter anderen in den Bereichen Wolkenphysik, Tropische Meteorologie und Gewitter. Durch mehrere Forschungsprojekte wurde er in Fachkreisen auch international bekannt. Zusätzlich machte er sich einen Namen als Experte für lokale Unwetter.

Im Jahre 1997 gründete Nikolai Dotzek das Netzwerk TorDACH (= Tornados in Deutschland, österreich und der Schweiz), mit dem Informationen über lokale Unwetter in Deutschland sowie den Alpenländern in einer Datenbank zusammengeführt wurden. Er leistete Pionierarbeit im Bereich der Tornadoforschung in Deutschland und nahm damit die Arbeiten von Alfred Wegener und Johannes Letzmann aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder auf. Im Jahre 2006 wurde er Vorsitzender des von ihm gegründeten ESSL, das eine europäische Unwetterdatenbank (European Severe Weather Database = ESWD) betreibt. Heute sind in der ESWD bereits mehr als 33.000 Ereignisse aus allen Teilen Europas enthalten.

Zahlreiche Veröffentlichungen und die Vorbreitung der European Conference on Severe Storms (ECSS) im Oktober 2009 in Landshut gehen auf Nikolai Dotzek zurück. Sein plötzlicher Tod hat eine große Lücke in die deutsche Tornadoforschung gerissen und nicht nur in Kollegenkreisen wird er für immer in Erinnerung bleiben.